1.020€ für gefälschtes Coca-Cola Emailschild bei Bares für Rares

Oh Detlev Kümmel! Am Freitag, den 13. Juni 2025 stellte der Experte bei Bares für Rares wieder einmal sein Unwissen in Sachen Alte Reklame und Emailschilder unter Beweis. Diesmal ging es um ein maximal zwei bis drei Jahre altes, gefälschtes Coca Cola Emailschild. 1.020€ bezahlte Händler Anaisio Guedes für das Teil.

Als das gefälschte Coca-Cola-Emailschild, das an diesem Freitag bei Bares für Rares für den horrenden Preis von 1.020€ im Händlerraum den Besitzer wechselte, produziert wurde, existierte das am unteren Rand angegebene Emaillierwerk schon mehr als vier Jahrzehnte nicht mehr!

Zumindest nicht in Bussum. Denn die dortige Fabrik wurde bereits 1981 abgerissen. Fortan produzierte man Emailschilder in Zwolle und das nur noch unter dem Namen “Langcat” – ohne Ortsangabe. 1996 war dann ganz Schluss mit dem 1930 gegründeten, traditionsreichen Werk. Hervorgegangen war dieses aus der bereits 1898 entstanden Firma N.V. Nederlandsche Naamplaten en Kunstemailleerfabriek V.H. Keizer & Co, Bussum.

Ein Experte vollkommen ohne Ahnung

Soweit zu dem Unternehmen, das – laut Detlev Kümmel – in den 1980er Jahren dieses Schild als Original-Werbeträger für Coca-Cola im “Vintage”-Stil der 1950er neu aufgelegt haben soll. Was für ein Quatsch!

Auch die weiteren Ausführungen des ZDF-Experten lassen bei Sammlern von Original-Emailschildern die Haare zu Berge stehen! Die Tatsache, dass zwar unten “Ice Cold” stehe und auf der Flasche ein Text in französischer Sprache führte er darauf zurück, dass Coca Cola schon damals auf die globale, internationale Bedeutung der Marke anspielen wollte.

Das ist purer Unsinn: Flaschentext und Werbebotschaft sind bei Coca-Cola immer in der gleichen Sprache, entweder französisch, oder deutsch, oder englisch, oder … Niemals hat man bei dem Unternehmen die Sprachen vermischt.


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Langcat Bussum stellte nie solche Emailschilder her

Überhaupt hat Langcat so ein Modell nie hergestellt. Das niederländische Werk produzierte zwar Emailschilder für Coca-Cola, vor allem sogenannte Buttons. Aber es stellte keine mit dem legendären “Sprite Boy” her, der 1942 in den USA zum ersten Mal als Sympathieträger des Erfrischungsgetränks eingesetzt wurde.

Der Bursche mit dem Kronkorken als Kopfbedeckung ist somit rund 20 Jahre älter als das gleichnamige Getränk, mit dem er nichts zu tun hat.

Bei der Fälschung von Bares für Rares, die die typischen künstlich herbeigeführten Abplatzer und Rostspuren aufzeigt, wie dies bei allen Fakes aus osteuropäischer Produktion der Fall ist, leidet der arme Kerl auch noch unter Gelbsucht.

Drei Emaillierwerke in Belgien produzierten die Originale

Im Original wurden diese Coca-Cola-Schilder – allerdings in einem anderen Format von ca. 140 x 45 cm – für Europa lediglich in Belgien produziert! Und zwar in drei Emaillierwerken, der Emaillerie Belge, den Emailleries du Koekelberg und Foremail.

Und tatsächlich gab es aus der “Emaillerie Belge” vor einer Reihe von Jahren offizielle Neuauflagen, die aber qualitativ nichts mit dem Schrott aus dem Osten zu tun haben und außerdem eine offizielle Steuernummer mit Datumsangabe am unteren Rand tragen.

Siehe auch:

Bekannte Fälschungen von Emailschildern

Aber es gibt noch weitere Merkmale, die das Schild, das Marina “mal” für 350€ auf einem Bonner Antikmarkt erwarb, leicht als Fälschung erkennen lassen. Man sieht sofort, dass sowohl Text als auch Logo im Siebdruckverfahren realisiert wurden und nicht mittels Schablonen, wie beim Original.

Die Original-Schilder mit dem “Sprite Boy” hatten keine “Ohren”

Und so genannte “Ohren”, womit Sammler die Aufhängelaschen bezeichnen, die sich an den vier Ecken des Schildes befinden, gab es bei Originalschildern, ob nun 1950er Jahre oder als offizielle Neuauflage, auch nicht.

Sei es, wie es will: Experte (!) Detlev Kümmel sah in dem Objekt einen original Coca-Cola-Werbeträger, der als Neuauflage im “Vintage”-Stil von Langcat Bussum in den 1980er Jahren produziert worden sein soll und schätzte es auf 200 bis 400€

Als “Ohren” bezeichnen Emailschilder-Sammler die Aufhängelaschen an den vier Ecken. Beim Original gab es deren keine.

Im Händlerraum ging es dann gleich danach komplett verrückt weiter. Fast jeder wollte das Fake haben. Und so ging es Schlag auf Schlag! Schlussendlich erwarb Händler Anaisio Guedes die “Gurke” (in der Szene oft benutzter Name für derartige Fälschungen) und schien auch noch glücklich darüber zu sein.

Da kann man nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Für Marina hat sich der Ausflug von Bonn nach Köln auf jeden Fall gelohnt. Sie machte einen satten Gewinn! Für Anaisio ist es ein weniger gutes Geschäft! Solche Schilder kann man – ohne Abplatzer und Rost – für weit unter 100€ in einem östlichen Nachbarland erwerben …

Die Cola-Episode bedeutet auch einen weiteren Image-Schaden für den ZDF-Experten (sic!). Der hat sich in der Vergangenheit schon öfter als Ignorant in Sachen Alte Reklame geoutet: Einmal hat er so beispielsweise ein gefälschtes Continental-Emailschild und ein andermal eine gefälschte Rossi-Werbefigur durchgewunken.


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Moin,da fliegt mir ja das Blech weg!Wieder ein selbst ernannten Experte ,der vom Bildungssystem nicht erreicht wurde und ein unwissenden Händler Model “GIER frisst Hirn”.Glückliches Ende für die Verkäuferin.
Hab schon leider erlebt das Händler Fälschungen/Repliken als Originale weiterverkauft haben.
Wie bereits gebetsmühlig vom mir gepostet, kein Mitleid mit Leuten die grossen Summen für Sachen ausgeben ohne sich vorher schlau zu machen.
KEEP CALM AND CARRY ON.
Schön Gruß
hofnar

Herr Kümmel liegt bei seinem Gutachten komplett daneben: So etwas ‘Vintage’ oder ‘Repro’ zu nennen ist nicht korrekt. Da es die Signatur von LANGCAT hat und nicht von dort stammt, ist es eine Fälschung! Da gibt es absolut nix zu diskuttieren!

Man kann es kaum glauben! Wie kann sich jemand als Experte bezeichnen, der von dem Gebiet aber auch gar keine Kenntnis hat? Und was wird der Händler wohl tun, wenn er erfährt, dass das EMailleschild gar nicht original ist? Weiterverkaufen darf er so etwas nicht!