Mampe: Zwei Brüder, zwei Tiere, zwei Welten

Wenn eine Marke so alt ist wie Mampe, dann steckt in ihr mehr als nur Likör. Da schwingen Apothekerrezepte, Familienfehden, Krieg, West-Ost-Trennung und sogar zwei Tiere mit: ein Elefant – und ein Pudel. Beides Wahrzeichen derselben Marke, aber aus zwei verschiedenen Welten.

Die Geschichte beginnt 1831 im pommerschen Stargard. Dort versuchte sich der königlich-preußische Sanitätsrat Carl Mampe Senior daran, ein Heilmittel gegen die Cholera zu brauen. Es entstand ein bitterer Magenlikör, den er schlicht „Bittere Tropfen“ nannte.

Von großer Seltenheit: Emailschild, schabloniert, Berlin 30er Jahre, 80 x 120 cm. “Emailschilder wie
dieses warben an den S-Bahnhöfen der Stadt für umliegende Gaststätten und Mampe-Verkaufsstellen.
Dieses Exemplar stammt vom Innsbrucker Platz im Bezirk Berlin-Schöneberg.” heißt es in der Objektbeschreibung des Auktionskatalogs.
Es wurde 2021 in Worms versteigert, dies für 850€.
(Bild: Wormser Classic Auctions GmbH

Was als Arzneiforschung begann, fand schnell Liebhaber, die das Mittel nicht wegen seiner Heilkraft, sondern wegen seines Geschmacks zu schätzen wussten.

Carl Mampe gab das Rezept am Lebensende an seine beiden Stiefbrüder weiter, Ferdinand Johann und Carl Junior. Die beiden erkannten das Potenzial, doch sie konnten sich über die Zukunft der Marke nicht einigen. Aus Brüdern wurden Rivalen.

Der Streit um Rezept, Name und Rechte führte schließlich dazu, dass sich zwei getrennte Mampes entwickelten.

Um 1910 siedelt Auktionator Micky Waue dieses 28 x 39 cm große,
stark geprägte Pappschild von Mampe Berlin an: Es wurde im Dezember 2024 für 70€ versteigert.
(Bild: Micky Waue)

Mampe Berlin – der Elefant im Glashaus

Carl Junior zog mit seinem Unternehmen nach Berlin und legte damit den Grundstein für die Linie, die bis heute als „Mampe Berlin“ bekannt ist. In den 1870er-Jahren entstanden in der Hauptstadt die ersten „Mampe’s Guten Stuben“, edle Verkostungslokale, in denen Berliner Bürger ihre Likörproben stilvoll genießen konnten.

Der Durchbruch kam 1894 mit einem Produkt, das zum Synonym für die Marke wurde: Mampe Halb & Halb – ein halb süßer, halb bitterer Kräuterlikör, dessen Rezeptur bis heute geheim ist.

Der Berliner Mampe verstand sich früh auf Marketing: Probierstuben, Sponsoring und schließlich das Symbol, das die Marke unsterblich machen sollte: Ein Elefant.

Der weiße Elefant im roten Kreis war ein starkes, einprägsames Markenzeichen, das bald jede Flasche zierte. Die kleinen Plastikelefanten an den Flaschenhälsen waren beliebt. Und sie waren Souvenir, Sammelobjekt und Werbeikone zugleich.

Emailschild mit dem Elefanten von Mampe Berlin. Seltenes Türschild
um 1920, 10 x 15 cm, gewölbt, Ursus Email, schabloniert. Dieses Exemplar wurde
2020 in Friedrichsdorf für 700€ versteigert.
(Bild: Micky Waue)

Mampe Hamburg, ein weniger erfolgreicher Zweig

Ganz anders der Weg der Hamburger Linie, die auf Ferdinand Johann Mampe zurückging. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte dieser Zweig seine Produktion aus Pommern nach Hamburg. Als Markenzeichen wählte man zwei Bruderschaft trinkende Mönche.


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Auch in Hamburg versuchte man, sich von der Berliner Konkurrenz abzuheben und produzierte einen hellen Likör, den man Weißer Pudel nannte und der sich auch gut als Logo geeignet hätte. Der freundliche Vierbeiner hätte das altehrwürdige Image der Marke modernisieren können, oder?

Leider blieb der Pudel nur ein recht kurzes Kapitel der Mampe-Geschichte, ein kurioser und mehr oder weniger erfolgloser Versuch, sich vom übermächtigen Elefanten der Berliner Linie abzugrenzen.

Weißer Pudel: Seltene Reklamefigur bei “Bares für Rares”

Während man heute in der Szene der Reklamesammler noch recht häufig Mampe-Elefanten als Werbefiguren antrifft, und auch Emailschilder ab und zu bei Auktionen und auf Sammlerbörsen auftauchen, sind Reklameobjekte der Hamburger Linie seltener auf dem Markt.

Ein solches tauchte nun bei “Bares für Rares” auf, dies in Form eines weißen Pudels, der auf einer Art Zirkus-Sockel thront. Auf diesem kann man “Weißer Pudel” lesen, sowie “Der Edel-Helle Weiße Weinbrand” und “Mampe – Hamburg”.

Mampe Hamburg: Sehr seltene Werbefigur aus Porzellan der Manufaktur Altenkunstadt mit dem Weißen Pudel.
Dieses Exemplar wurde am Freitag, den 24. Oktober 2025 bei Bares für Rares verkauft.
(Screenshot: ZDF)

Hergestellt wurde die Reklamefigur in der Porzellanfabrik Altenkunstadt, die 1919 von sechs aus der Nähe von Rehau stammenden Gesellschaftern gegründet wurde. Mitgebracht hatte das elegante Tierchen eine pensionierte Lehrerin aus Anklam, Gabriele Nagel.

Der Pudel stammte aus der Sammlung ihres verstorbenen Gatten, der alles zusammengetragen hatte, was er über die Firma Mampe an Reklameträgern finden konnte.

Expertin Bianca Berding schätzte die Figur auf 100 bis 250€, eine riesige Preisspanne. Im Händlerraum gefiel das possierliche Hundchen allen Anwesenden und Fabian Kahl sicherte sich den Mampe-Pudel schließlich für 190 Euro.

Zwei Mampes, zwei Philosophien

Der Zwist der Brüder hatte eine jahrzehntelange Nachwirkung. Während Mampe Berlin mit großstädtischem Selbstbewusstsein den Likör zur Marke der Metropole machte, stand Mampe Hamburg eher für hanseatische Bodenständigkeit und traditionelle Rezepturen.


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Zwei Berliner Unternehmer, Tom Inden-Lohmar und Frank Zächel, kauften 2012 die Markenrechte und brachten Mampe zurück in die Hauptstadt.

Zwischen den beiden Unternehmen kam es wiederholt zu Rechtsstreitigkeiten über Markenrechte und Herkunftsbezeichnungen. Erst Mitte der 1960er-Jahre einigte man sich auf eine friedliche Koexistenz.

Bis zur deutschen Wiedervereinigung existierten beide Linien parallel – zwei Firmen mit demselben Namen, derselben Wurzel, aber unterschiedlichem Gesicht.

In den 1980er-Jahren schien Mampe am Ende. Die Berliner Firma geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die „Mampe’s Guten Stuben“ schlossen, und das einst stolze Elefantenlogo verschwand langsam aus dem Stadtbild.

2012 kam die Wende

Doch 2012 kam die Wende: Zwei Berliner Unternehmer, Tom Inden-Lohmar und Frank Zächel, kauften die Markenrechte und brachten Mampe zurück in die Hauptstadt. In einer kleinen Manufaktur in Kreuzberg wurde wieder destilliert, diesmal mit Handarbeit, lokalen Zutaten und viel Selbstironie.

Heute lebt Mampe Berlin als Manufakturmarke – mit neuen Sorten, Craft-Gin, Events und Tastings. Und natürlich mit dem Elefanten, der wieder stolz auf jeder Flasche thront.

Die Geschichte von Mampe nicht nur die Geschichte einer Spirituose, sondern ein Stück deutscher Markenkultur.

Zeigt uns eure Mampe-Figuren und anderen Schätze!

Du hast selbst tolle Schilder oder andere Objekte mit Werbung für Mampe, egal ob Berlin oder Hamburg, in deiner Sammlung? Dann hinterlass doch für alle Interessierten Fotos davon im Kommentarbereich unter diesem Beitrag: der orangefarbene Button mit der Sprechblase – unten links – bringt dich direkt zum Formular!


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