Saint-Clément (F) und die sparsamsten Autos der Welt

Die französische Fayencemanufaktur Saint-Clément, nur 12 Kilometer von Lunéville entfernt, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Gegründet wurde sie 1758 von Jacques Chambrette, dem Besitzer der Fayencerie von Lunéville. Heute ist die Manufaktur vor allem aber für die Deko-Objekte aus den 1930er bis 1950er Jahren bekannt, zu denen u.a. auch Spardosen in Form von Automobilen jener Zeit gehören.

Aus dem Jahr 1892 stammt dieses Foto, das die Mitarbeiter der Fayence-Manufaktur bei der Bemalung der Objekte zeigt. (Quelle: Chaanara, Wikimedia)

Zwischen 1759 und 1763 spezialisierte sich Saint-Clément auf die Herstellung feinster Haushaltsgegenstände, Luxusartikel und dekorativer Objekte aus sogenannter „Terre de Pipe“, einer hochwertigen Fayence.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wechselte die Manufaktur mehrfach die Besitzer, was jedoch ihre kreative Ausrichtung und Produktionsvielfalt nicht beeinträchtigte. Nach der Übernahme durch die Familie Thomas im Jahr 1863 und später durch die Lunéviller Fayencerie-Besitzer Keller und Guérin im Jahr 1892 erlebte die Manufaktur ein beachtliches Wachstum.

Besonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts experimentierte Saint-Clément mit Formen und Designs, die an die Zeit Louis XV. erinnerten, und schuf kunstvoll verzierte Objekte, die sich an den bunten Dekoren von Straßburg orientierten. Die Übernahme durch Edouard Fenal im Jahr 1922 markierte eine neue Ära für Saint-Clément.

Edouard Fenal läutete 1922 eine neue Ära ein

Fenal, bereits Eigentümer der Fayencemanufaktur von Badonviller, brachte frischen Wind und neue kreative Kräfte in die Manufaktur. Unter seiner Leitung wurde das Atelier d’Art de Lunéville gegründet, das sich zu einem Zentrum des künstlerischen Schaffens entwickelte.

Sparsame Autos gibt’s doch schon lange. Am meisten kann man in Sachen Auto aber wohl mit einer Flotte wie dieser sparen: Am häufigsten trifft man auf die Farben Smaragdgün und Bordeauxrot. Das trifft nicht nur auf die Auto-Spardosen zu.

Zu den prominenten Künstlern, die hier wirkten, zählten der Bildhauer Charles Lemanceau, der für seine ausdrucksstarken Tierfiguren bekannt ist, sowie Geo Condé, der charmante dekorative Objekte schuf.

Auch die Mougin-Brüder Joseph und Pierre, zwei führende Figuren des Jugendstils, brachten ihre Expertise ein. Die Künstlergruppe kombinierte den verspielten Stil des Art Nouveau mit den klaren Linien des aufkommenden Art Déco und prägte damit das Sortiment von Saint-Clément nachhaltig. Während dieser Zeit entstanden u.a. bedeutende Werke, wie dekorative Tierfiguren aus craquelierter Fayence, die zwischen 1925 und 1930 populär wurden.

Eine Manufaktur im Wandel

Gleichzeitig hielt man an traditionellen Designs fest, wie der Herstellung von Geschirr und Haushaltsgegenständen im Stil vergangener Jahrhunderte.

Kinderwagen, Radios, Uhren, Fußballtore … Der Phantasie hat man in den 1950er Jahren in Saint-Clément keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Entwürfe immer neuer Spardosen aus Keramik ging.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Saint-Clément, trotz veränderter Marktbedingungen seine Tradition fortzuführen. Besonders populär waren die – immer noch an den Art Deco angelehnten – Dekorationsobjekte in den Farben Smaragdgrün, Bordeauxrot, Zitronengelb und Pastellblau. Am weitaus häufigsten trifft man das Grün an, gefolgt vom Rot.

„Und dann hau ich mit dem Hämmerchen …“

Unter den Dekorationsobjekten von Saint-Clément findet man auch Spardosen in allen erdenklichen Formen, von Tieren wie etwa Elefanten, über Häuser, Windmühlen, Telefone, Schreibmaschinen, Uhren, Radios … bis hin zu Automobilen. Sie wurden als „break-to-open“-Modelle konzipiert, was bedeutet, dass sie zerbrochen werden musste, um den Inhalt zu entnehmen …

Ganz schön imposant: Gut 26cm lang ist dieses 1950er-Jahre-Modell in einer seltener anzutreffenden gelben Glasierung.

So sind wohl so manche irgendwann mal mit dem Hämmerchen kaputtgehauen worden, frei nach dem Schlager von Chris Howland aus dem Jahr 1961. Glücklicherweise aber nicht alle! Die Auto-Modelle sind recht detailliert gestaltet.

Solche Spardosen sind heute bei Sammlern sehr begehrt, insbesondere auch die in der Szene als ‚Prototyp‚ bezeichneten Modelle aus der Art-Déco-Zeit, die die Expertise der Manufaktur in Design und Handwerk widerspiegeln, und die in zwei verschiedenen Größen und diversen „Lackierungen“ vorkommen.

Die in Saint-Clément gefertigten Spardosen in Form von Automobilen orientierten sich oft an klassischen Automodellen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere aus den 1920er und 1930er Jahren. Beliebte Vorlagen waren luxuriöse Limousinen und elegante Cabriolets, die damals als Statussymbole galten.

Unter anderem findet man den Peugeot 203 und den Renault Frégate wieder. Einige zeigen detaillierte Nachbildungen dieser Fahrzeuge mit typischen Merkmalen wie geschwungenen Kotflügeln oder kunstvoll gestalteten Kühlergrills​.

Alte Spardosen auf dem

Sammler.Net-Flohmarkt

Seltenheitswert gewinnen bestimmte Modelle auch durch limitierte Auflagen oder besondere Farbgebungen. Einige Spardosen sind zusätzlich mit aufwendigen Art-déco-Elementen oder handbemalten Details verziert, die sie für Sammler besonders attraktiv machen​.

Falls Sie auf der Suche nach einem spezifischen Modell sind, könnte es sich lohnen, einschlägige Antiquitätenplattformen oder Auktionshäuser zu durchsuchen. Dort finden sich gelegentlich Raritäten mit einer detaillierten Beschreibung ihrer Historie und Einzigartigkeit.

Häufig als „Prototyp“ bezeichnete Karosse im 1930er Jahre-Stil in der kleinen Variante von 17,5 cm Länge. Seltener anzutreffende Glasur in typischem, noch vom Art-Déco beeinflussten Pastellblau. Um 1950. Derzeit hier zu haben!

Jetzt bei eBay Anzeige
Gesponsert durch eBay
Wird geladen …

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*