„… weil man es echt und kräftig fand“

Die Erfolgsgeschichte der Gebrüder Wolf

Ein Blick zurück in die Geschichte der Textilindustrie offenbart oft faszinierende Familiengeschichten und unternehmerische Meisterleistungen. Die der Gebrüder Friedrich Reinhard Wolf und Guido Hugo Wolf ist hierbei keine Ausnahme. Geboren am 7. Dezember 1858 bzw. am 5. April 1860, gründeten sie gemeinsam ein Unternehmen, das in die Annalen der Textilgeschichte eingehen sollte.

Negergarn und Belagarn: Farbenkarte aus den 1920er Jahren

Die Anfänge des Unternehmens liegen in Crimmitschau im sächsischen Landkreis Zwickau an der Grenze zum Freistaat Thüringen, wo es Ende des 19. Jahrhunderts beim dortigen Amtsgericht im Handelsregister eingetragen wurde.

Der Fokus lag auf der Herstellung farbechter Garne, die bald unter dem Namen „Negergarn“ bekannt wurden. Wie es zu diesem für heutige Verhältnisse unmöglichen Markennamen kam erfahren Sie weiter unten. Der Ruf ihrer Produkte wuchs schnell, und bereits 1897 wurden ihre Erzeugnisse auf der Sächsisch-thüringischen Industrie-Gewerbe-Ausstellung in Leipzig prämiert.

Der aufgeklappten Farbenklarte liegen zwei ‚Nachtragskarten‘ bei

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts expandierte das Unternehmen rasant und exportierte seine Produkte unter anderem nach Südamerika, in die USA, den Vorderen Orient, Afrika und ins europäische Ausland. Nach dem Tod der beiden Gründer im Jahr 1935 und 1936 übernahmen ihre Söhne, Friedrich Reinhard Wolf Jr. und Alfred Guido Wolf, das Unternehmen. Im Jahr 1939 verkauften sie einen Großteil der Firma an die Crimmitschauer Garnfabrik Theile & Co. in Neukirchen, behielten jedoch einen kleinen Teil, den sie fortan unter dem Namen „A. und F. Wolf“ führten.

Verkaufsschrank und Präsentationskarton aus den 1920er Jahren

Wie es zu dem Namen „Negergarn“ kam, erklärt folgender Text in Versform:

„Das Ganze nennt man nicht „Garn der Neger“,
Weil es so schwarz wie Schornsteinfeger,
Nein, weil man es echt und kräftig fand
Wie Leute aus dem Negerland.“

Text auf einer Eine Garnkarte der Firma Gebr. Wolf aus Neukirchen/Pleiße (Sachsen)

Während des Zweiten Weltkriegs schrumpfte das Unternehmen, aber es produzierte weiterhin kriegswichtige Erzeugnisse. Glücklicherweise blieben die Gebäude von Bomben verschont. Nach dem Krieg blieb die Firma vorübergehend im Besitz des Mutterkonzerns Mez AG in Freiburg (Breisgau), bevor sie schließlich wohl im Jahr 1951 von den VVB Baumwollspinnereien übernommen wurde.

Eine Garnkarte der Firma Gebr. Wolf aus den 1930er Jahren
(Bild: Wribln, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

2005 wurde das Fabrikgebäude abgerissen

Nach der Wende wurde die Produktion in Neukirchen bis Ende 1991 fortgesetzt, anschließend verfielen die Gebäulichkeiten immer mehr und wurden 2005 ganz abgerissen. Damit endete eine Ära, aber die Erinnerung an das „Negergarn“ der Gebrüder Wolf lebt bis heute weiter.

Vom Nationalsozialismus geprägte Reklame-Pappe aus den 1930er Jahren (Bild: Micky Waue)

*Inspiriert durch ein Geschenk eines lieben Sammlerfreundes, die oben erwähnte Farbenkarte, entstand dieser Beitrag


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