Gut 40.000€ an Umsatz dürfte ein „Privatverkäufer“ auf eBay.de zwischen November 2023 und Anfang April 2024 mit gefälschten Emailschildern erzielt haben. Der in Berlin ansässige Händler – von Privatverkäufer kann hier keine Rede mehr sein – ist nach wie vor aktiv, dies zum Schaden unerfahrener Sammler, aber auch der gesamten Szene … und nicht zuletzt des Online-Auktionshauses selbst!
„Guter gebrauchter Zustand. Das Schild hat eine gewölbte Form, tolle Farben und Glanz. Schwere Ausführung. Erhabene Schrift, Abplatzungen und Roststellen. Herstellungsdatum leider unbekannt!“ Die Beschreibung der von dem wohl aktivsten Fakes-Händler bei eBay.de eingestellten Schilder lautet nahezu immer gleich. Das scheint wohl die meisten seiner Kunden nicht zu stören, obwohl allein schon beim Satz „Herstellungsdatum leider unbekannt“ jedem vernünftigen Menschen ein Licht aufgehen müsste.
Erst seit November 2023 bei eBay.de registriert
Bis zum 12. April 2024 hat der Händler, der sich erst im November 2023 bei eBay als „privater Verkäufer“ registrierte, nicht weniger als 209 Objekte (!) über die Plattform verkauft, der Großteil davon, ca. 95%, gefälschte Emailschilder aus den verschiedensten Themenbereichen, von Automobilia über Schokolade und Bier bis hin Fantasieschildern aus dem Militaria-Bereich.
Die Preisspanne geht dabei von knapp unter 100€ bis hin zu 670€ pro Fälschung. Um die 40.000€ dürften so in den letzten knapp fünf Monaten zusammengekommen sein. Privatverkäufer?
Die höchsten Preise brachten zwei Exemplare eines Schildes, das als Original im fünfstelligen Bereich gehandelt wird: Parket-Biene. Die Fälschung aus Berlin erzielte am 21. Januar 2024 stolze 670€, ein zweites Exemplar, nur eine Woche später, immerhin noch 425€. Wie bei allen anderen Angeboten auch, handelt es sich bei beiden um für Sammler wertlose Emailschilder aus neuester Produktion, die mittels Gewalteinwirkung und Säurebehandlung auf alt getrimmt wurden.
In Polen blüht der Repro-Markt
Kauft man solche Schilder im Neuzustand – in Polen etwa, wo der Markt für Repros boomt und es gleich mehrere spezialisierte Werkstätten gibt – so liegt ihr Preis um die 100-130€. Allerdings untescheiden sich diese mehr oder weniger ‚legalen‘ Replikate u.a. dadurch, dass keine Angabe eines Emaillierwerks vorliegt. Die Schilder, die über das Berliner eBay-Konto angeboten werden, tragen indes meist eine solche Kennzeichnung, wodurch der Tatbestand der Fälschung gegeben ist.
Woher der Berliner „Privatverkäufer“ seine Ware bezieht, kann nicht so einfach geklärt werden. Stammt sie auch aus einer der polnischen Werkstätten? Vieles deutet darauf hin.
Erstaunlich ist, dass die Käufer in den meisten Fällen nicht einmal unzufrieden mit den ersteigerten Schildern scheinen. Bis auf eine einzige negative und und drei neutrale darf sich der „Privatverkäufer“ bislang über mehr als 98% positive Bewertungen freuen. Verstehe dies, wer will! Da der „Privatverkäufer“ keine Rücknahme erlaubt, bleibt seinen Kunden aber wohl auch keine Wahl, als sich mit dem Erworbenen „anzufreunden“. Dies erklärt wohl die Tatsache, dass bislang lediglich insgesamt 92 Bewertungen (bei 209 Verkäufen) eingegangen sind …
Einzige Gewinner sind die Unehrlichen
Auf jeden Fall sind Kunden die Haupt-Leidtragenden. Wollen sie ihr Schild, das sie nicht zurückgeben können, einmal veräußern, so müssen sie wohl einen herben Verlust wegstecken. Es sei denn, sie handeln nach derselben Masche wie unser Berliner: „Herstellungsdatum leider unbekannt“. Doch ehrlich ist solch ein Vorgehen nicht!
Unter den Machenschaften des „Privatverkäufers“ leidet die ganze Sammlerszene: Viele, die sich gerne ein Original zulegen würden, sind aufgrund des Treibens, dem endlich ein Riegel vorgeschoben werden müsste, verunsichert, was dazu führt, dass die ehrlichen Händler einen Umsatzverlust erleiden. Und auch ehrliche Sammler, die als echte Privatverkäufer ihre Originale anbieten, stellen in letzter Zeit ein abnehmendes Interesse fest.
Dies wiederum führt schlussendlich zu Einnahmeeinbußen für das Online-Auktionshaus selbst. Gewinner sind einzig und allein unehrliche Anbieter wie der Berliner „Privatverkäufer“.
Neben den Fälschungen bekannter, in der Vergangenheit reell existierender Email-Reklameschilder, wie z.B. diejenigen von Lindt und Mauxion, von BMW und NSU, von Parket-Biene und Schütthoff-Motorräder etwa, vertreibt der eBay-Verkäufer auch solche, die aufgrund ihrer Symbolik eindeutig als Verherrlichung der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, der NSDAP und ihrer Unterorganisationen angesehen werden können.
Dabei handelt es sich um Fantasieschilder, bei dem bekannte Marken wie Fanta, Dunlop oder auch VW missbraucht werden, um gezielt eine braune Kundschaft anzusprechen.
Anbieter riskiert bis zu drei Jahre Gefängnis
Da es sich dabei um neuzeitliche Produktionen handelt, verstößt der „Privatverkäufer“ gehen das Strafgesetzbuch: Das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger und terroristischer Organisationen ist eine Straftat, die in Deutschland in § 86 StGB normiert ist. Bei dem Delikt handelt es sich um ein Vergehen, das mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wird.
Wie lange wird man dem Ganzen noch zuschauen? Bei eBay.de, bei der Berliner Staatsanwaltschaft … und nicht zuletzt auch beim Finanzamt? Was ist Ihre Meinung zu dem Ganzen? Über einen Kommentar (weiter unten) würden wir uns freuen!
Update: „Dich mach ich platt !!!“
Am Sonntag, 14. April 2024 erreichte Sammler.Net folgende freundliche Mail des Anbieters der Fälschungen auf eBay, die wir Ihnen, liebe Leser, nicht vorenthalten wollen:
Lieber Herr Gill, wir nehmen dies zur Kenntnis: Ihr Schreiben kommt in unser Dossier, das immer dicker wird!
Uns wurden inzwischen weitere Schreiben des ‚Privatverkäufers‘ zugespielt, wie etwa diese Mail, die O. Gill, hier nennt er sich Peter Gill, einem Sammler schrieb, der das Bild eines seiner Schilder auf der Verkaufsplattform willhaben.at veröffentlicht hatte, um auf die Tatsache, dass es eine Fälschung ist, hinzuweisen. Auch hier erwies sich O. oder P. Gill als recht freundlicher Zeitgenosse:
Guten Tag ,
1. Die Seite hier ist äußerst verlogen !
Warum ? Hier werden die expertiesen von Bares für Rares ( Emailleschilder )
Original !! Als kopien bewertet ! Obwohl Experten die Originalität festgestellt haben .
2. Habe ich die Angelegenheit meine Anwälte übergeben mit der Bitte um eine einstweilige Verfügung beim Landgericht gegen Sie.
3. Von wegen die Händler haben Einbußen? Ja klar haben sie diese ! Weil keiner mehr bereit ist 8000 oder 15000 Euro
Für ein emailleschild zu bezahlen,das sind nur solche irren , wo die Emaille das Gehirn schon zerfressen hat.
Schauen Sie mal in ebay wie viele Fälschungen angeboten werden !!
Und die leute kaufen sie !
Und erfreuen sich daran.
Auch habe ich kein Lager oder Horte Schilder !!! Vielleicht behaupten sie ja als nächstes noch ich besitze ein Konzentrationslager!?
Ihre dummen Kommentare interessiert niemanden! Für mich sind sie gestört !
Sie sind ein wichtigtuer!
Und dummschätzer !
Das können Sie gerne auch veröffentlichen !
Lassen Sie die leute in Ruhe!!! Die sich eine Museumsanfertigung kaufen , und keine 8000 oder 10.000 Euro ausgeben möchten.
Alle ihre Aussagen sind fehlerhaft !
Sie wissen überhaupt nicht wer ich bin ! Und das werden sie auch nie erfahren !!!!
Weiterhin gutes dummes gelaber hier .
P.s. kleiner Tipp!!!
In Polen gibt es solche Schilder nicht !
Fahren Sie doch mal nach Tschechien! Und schauen Sie mal ins ebay ( der Hersteller ) von den Schildern !!! Das ist der Tscheche !!!!Fälscher !!!
Mfg
Der Schilderwall
Volltreffer – nicht nur angeschossen!!
Wer so um sich schlägt, der fürchtet einen massiven Umsatzeinbruch – und somit die Ratenzahlungen für die schon bestellte Protzkarre.
Die Art der Sprache allein zeigt, mit welcher Art von Verkäufer es Kunden von O.Gill auch in Zukunft zu tun haben werden, wenn man bei ihm einkauft/steigert. Aber sowas geht zum Glück immer nach hinten los.
Sammler.net -weiter so!
Hallo, endlich mal ein Kommentar zu dieser Flut an Fälschungen/Repros auf ebay!!Auch den Hinweis aufs Finanzamt finde ich sinnvoll.
Es wäre auch mal angebracht nachzuforschen, was es mit den vielen Gebotsrücknahmen auf sich hat. Es liegt nahe, dass da auf selbst eingestellte Artikel unter einem 2. und 3. Ebaynamen mitgeboten/hochgesteigert wird und wenns nicht geklappt hat – sprich es hat sich KEIN Dummer gefunden, der überboten hat, dann zieht man sein Gebot einfach zurück ( das Einverständnis kann man sich ja leicht selber geben, da man mit seinem 2. oder 3.Namen eine Person in Bieter und Verkäufer ist!). Ich schaue mittlerweile zuerst nach, wieviele Gebotsrücknahmen bei den einzelnen Bietern vorliegen (Gebote aufrufen,z.B. 5***h(73) – 5***h anklicken – Zusammenfassung der letzten 30 Tage anschauen, in der letzten Zeile steht dann: Gebotsrücknahme (in den letzten 12 Monaten). Liegen solche vor, dann biete ich nicht mehr mit, da ich mich nicht hochsteigern lasse. Ebay lässt das zu oder schreitet NICHT ein, wenn manche Leute 6 und mehr Gebotsrücknahmen auf ihrem Konto haben – eine absolute Lücke im Kaufsystem!! Danke ans Portal sammler.net dass hier die Möglichkeit besteht sich zu äussern!