Sammler.Net › Foren › Forum für sonstige Sammelgebiete › Ein Petschaft & seine Geschichte: Hinko Breslauer, Weine & Branntweine, Vinkovce
Schlagwörter: Breslauer, Hinko, Petschaft, Spirituosen, Wein
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- 19. November 2025 um 19:03 Uhr #81441::

Wie ich euch vor ein paar Tagen erzählt habe, konnte ich vor einigen Wochen in Aschaffenburg bei Pari Auktionen meine Sammlung an Petschaften um eine ganze Reihe interessanter Objekte erweitern.
Interessante Petschaft mit drei Gravurplatten
Inzwischen bin ich fast durch damit, von diesen Siegelstempeln Abdrucke anzufertigen. Das macht richtig Spaß. Spannend ist danach auch immer die Recherche nach der Herkunft des jeweiligen Petschafts.
Bei diesem schweren Exemplar wurde ich rasch fündig. Der Siegelstempel aus Messing, wohl aus der Zeit um 1900-1910, hat gleich drei Gravurplatten. Am Fuß eine große, ovale mit der Inschrift “Hinko Breslauer Vinkovce”.
Oben am Kopf des Griffes findet sich dann auf einer Seite ein gerahmtes H, auf der anderen ein B, die Initialien des ursprünglichen Besitzers. Solche Petschafte mit mehr als einer Gravurplatte sind nicht allzu häufig.
Wein- und Branntwein-Großhandlung
Doch wer war dieser Hinko Breslauer aus dem heutigen Vinkovci, einer Kleinstadt im Osten Kroatiens? Im Grazer Tageblatt taucht in einer Ausgabe aus 1907 sein Name auf. Er wird dort als Kaufmann bezeichnet, der eine Großhandlung für Weine und Spirituosen betrieb.
Zu jener Zeit zählte Kroatien zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Der damalige österreichische Kaiser, Franz-Josef I, war gleichzeitig König von u.a. Kroatien.
Die Firma hat über einen längeren Zeitraum existiert, denn noch Ende der 1920er Jahre findet man Anzeigen von ihr in verschiedenen Zeitungen. Dabei stellt man jedoch fest, dass der Name Breslauer öfters auch mit zwei ‘s’, also Bresslauer geschrieben wird.
Näheres über das Leben von Hinko Breslauer konnte ich nicht herausfinden. Allerdings stieß ich auf ein Dokument, das vom tragischen Ende einer Familie Breslauer aus Vinkovce erzählt. Dabei geht es um einen gescheiterten Fluchtversuch in den Wirren des Krieges.
Tragisches Ende im Zweiten Weltkrieg
“Die meisten schafften es nicht, so wie die Familie Breslauer aus Vinkovci, die im Mai 1942 auf dem Weg in die italienische Zone mit gefälschten Papieren von den Ustascha in Karlovac gefangen genommen und nach Jasenovac deportiert wurde, wo sie umkam.” (Quelle: DokumenPub)
Die Ustascha war eine faschistische, kroatische Unabhängigkeitsbewegung, die während des Zweiten Weltkriegs einen faschistischen Staat, den „Unabhängigen Staat Kroatien“ (NDH), etablierte. Sie strebte die Gründung eines Großkroatiens an und verübte systematische Gewalt und Völkermord gegen Serben, Juden und andere Minderheiten.
Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass es sich bei der im Dokument erwähnten Familie um diejenige des einstigen Kauffmanns Hinko Breslauer handelt. Ob dieser zu dem Zeitpunkt jedoch noch lebte, oder ob es sich um seine Nachkommen handelt, ist mir nicht bekannt.




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