„Maschine läuft tadellos!“

Esch-sur-Alzette auf historischen Postkarten

Er habe gerade 600 PS in Bewegung gesetzt: „Maschine läuft tadellos“ schreibt ein Ingenieur der Maschinenbau-Gesellschaft, der späteren M.A.N., in Nürnberg an einen Kollegen. Dies auf die Vorderseite einer Ansichtskarte, die im Oktober 1903 verschickt wurde, und das Hüttenwerk der Stadt Esch zeigt, so wie es vor 120 Jahren ausgesehen hat.

2022 war Esch, zweitgrößte Stadt des Landes Luxemburg, Europäische Kulturhauptstadt. Wenn Sie das nicht mitgekriegt haben sollten, ist das nicht weiter schlimm. Sie sind damit nicht allein. Es regnete das ganze Jahr über heftige Kritik an den Programmmachern und den politisch Verantwortlichen. Das ist wohl das Einzige, das vielen vom „Kulturjoër“ in Erinnerung bleiben wird.

Vor 120 Jahren, als die obige Aufnahme entstand, war Esch noch auf dem Weg vom Dorf zur Stadt, in deren Rang sie erst 1906 erhoben wurde. Etwa 11.000 Menschen lebten damals dort, heute sind es deren rund 36.500. Die Entdeckung reicher Eisenerzvorkommen hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dazu geführt, dass aus dem ärmlichen Bauerndorf nach und nach eine lebendige Stadt werden sollte.

Zu verdanken war dies unter anderem auch einem deutschen Industriellen namens Adolph Kirdorf, der ab 1892 in den Bau und die Übernahme mehrerer Hochofenwerke und Zechenbetriebe investierte. Zusammen mit seinem Bruder Emil Kirdorf begann er 1910, die nach ihnen benannte „Adolf-Emil-Hütte“ zu errichten.

Erst kamen sie aus dem Ösling, dann aus Polen und Italien

Um dieselbe Zeit wurde mit der Urbanisierung des Brill-Viertels begonnen. Die junge Stadt brauchte Wohnraum für die Arbeiter, von denen immer mehr nach Esch kamen, weil es in den Schmelzen dort, und im Bergbau, immer mehr Arbeitsplätze gab. Zogen zunächst junge Männer aus dem Norden des Landes, dem Ösling, in den „Minette“, wie man den Süden schon bald nennen sollte, so kamen später hauptsächlich Gastarbeiter aus Polen und Italien an.

Die Brillstraße um 1912
1911 wurde die Brillschule eingeweiht. Der charakteristische Turm ist inzwischen verschwunden, die Schule wird auch heute noch genutzt. Im Hintergrund erkennt man rechts zwei Hochöfen.

Die Brillschule stand unweit des Flusslaufes der Alzette, der die Stadt ihren Namensteil verleiht. Erst nach 1910 wurde der Fluss kanalisiert und teils überdeckt. Dort wo er sich bis dahin im neuen Zentrum der Stadt erstreckte entstand eine der bekanntesten Geschäftsstraßen des Landes, die „Uelzechtstrooss“ (Alzettestraße).

Die Alzettestraße um 1910, rechts grenzen auf diesem Bild noch Bäume die Straße vom Stadthausplatz ab.
Auf dieser Postkarte, die nur wenig später entstand, fehlen die Bäume. Ein früher Bus steht an der Ecke zur Alzettestraße.
1904 wurde diese Ansichtskarte verschickt. Sie zeigt die Bahnhofsavenue in Richtung Alzettestraße.
Im April 1904 wurde diese Karte, eine Ansicht vom Norbert-Metz-Platz aus in Richtung Alzette-Straße und Bahnhofsstraße (heutiger Boulevard Kennedy), nach Epernay geschickt. Der Sender schickte sie erst in Frankreich ab, wie man an der Marke erkennen kann … Aus Sparsamkeit?
An eine ‚Mademoiselle Marie Weidenhaupt‘ aus Remich war diese Karte adressiert, die am 19. Mai 1900 verschickt wurde. Sie zeigt die Bahnhhofsstraße (heute Boulevard Kennedy) und das damals noch existierende ‚Château de Metz & Cie.‘, kurz ‚Berwart’s Schlass‘.
‚Esch-sur-Alzette. L’Eglise.‘ Das muss reichen: Doch Esch hatte auch damals schon mehr als eine Kirche. Diese ist dem Heiligen Josef geweiht. Und heißt demnach ‚Eglise St. Joseph‘. Es ist das größte Gotteshaus der Stadt. Um 1910, Verlag und Fotograf unbekannt.
‚Jünglins-Vereinshaus‘ (links) und Großstraße auf einer im April 1903 verschickten Ansichtskarte aus dem Verlag M. Schwab aus Strassburg.
Die Alzettestraße um 1910. Links erkennt man die Filiale der Internationalen Bank. Die Karte ist unbeschrieben, allerdings (wohl etliche Jahre nach Erscheinen) frankiert. Es finden sich nämlich rückseitig drei 10 Cent Marken mit dem Porträt der Großherzogin Marie-Adelheid.
Diese Ansicht auf die Stadt vom Galgenberg aus wurde im Oktober 1930 nach Paris geschickt. Aus dem Verlag Willy Capus.
Die ‚Eglise Sacré Coeur‘ in den 1930er Jahren. Verschickt wurde die Karte aus dem französischen Viellerupt nach Morsay-sur-Orge im Jahr 1936.
Panorama-Ansicht über den Bahnhof hinweg. Das Bild wurde nahe des Diesweg aufgenommen. Verlag Kremer-Muller. Wohl 1920er Jahre.
Im Vordergrund Birken, im Hintergrund die ‚Schmelz‘. Eine Aufnahme der Messageries Paul Kraus.
Jetzt bei eBay Alte Ansichtskarten aus Luxemburg
Gesponsert durch eBay
Wird geladen …

Das Monument zu Ehren Michel Welters auf dem Galgenberg. „A l’ami du peuple – Dr Michel Welter 1859-1924 – la classe ouvrière reconnaissante“ kann man auf dem drei Jahre nach seinem Tod eingeweihten Denkmal auf dem Galgenberg lesen.
Verschiedene Stadtansichten auf dieser Karte der Messageries Paul Kraus aus den frühen 1950er Jahren.
Aus der Zeit um 1930: Die damalige Schoellerstraße, heute Avenue des Terres Rouges, im Viertel Esch/Grenz.
Die Poststraße um 1910. Eine Dame namens Marie-Louise versendete mit dieser Ansicht ‚Bons baisers‘ nach Paris. Aus einem Strassburger Verlag namens Bergeret.
„Grand‘ Place et Rue de Luxembourg“: Postkarte um 1910 aus dem Verlag Freylinger.
Die Bahnhofstraße, heute Avenue de la Gare, um 1900. Verlag unbekannt.
Aus dem Verlag des Fotografen Pierre Thorn: belebter Markt auf dem Escher Stadthausplatz um 1900.
Diese Sicht auf die Avenue de la Gare stammt ebenfalls von Pierre Thorn. Die Karte wurde im Jahr 1900 nach Freiburg in Baden verschickt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*