Stern-Bräu-Emailschild: Österreicher ließ fast perfekte Fakes produzieren

Brisanter Nachtrag zur Micky Waue-Auktion vom Samstag, 10. Juni in Friedrichsdorf

„Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“ Mit Goethe hielt es am Freitag, 9. Juni ein Zauberlehrling aus der Alpenrepublik, dem sein Hokuspokus wohl aus der Hand geglitten war: In etlichen Facebook-Gruppen, die sich mit Alter Reklame beschäftigen, postete Reinhard E. Beiträge gegen den Auktionator Micky Waue. Grund: Ein Emailschild mit Werbung für die Brauerei Stern-Bräu aus Rankweil im österreichischen Vorarlberg, das am Folgetag versteigert werden sollte.

Es geht um die Position 89 aus dem Katalog der 44. Reklameauktion in Friedrichsdorf, die am Samstag, 11. Juni stattfand und bei der wieder etliche Raritäten aus dem Bereich der Historischen Reklame den Besitzer wechselten. Außer eben die Position 89. Die hatte Micky Waue zurückgezogen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich bei dem in einem solchen Zustand extrem seltenen ‚Stern-Bräu‘-Emailschild um eine qualitativ äußerst aufwendig gemachte Fälschung handelte und keineswegs um ein Original aus der Zeit um 1920.

Rückseite komplett mit Emailmalerei versehen

‚Die Rückseite ist komplett mit Emailmalerei versehen, so habe ich noch keine Rückseite gesehen. Minimale Kratzer trennen das Schild vom Zustand 0, in dieser Erhaltung und mit diesem Wasserglanz wohl einmalig.‘ So ein Auszug aus der Beschreibung des Loses. Und die Rückseite ist wirklich einmalig, eben schon zu schön, um wahr zu sein … Aber eingeliefert wurde das Schild bei Micky Waue von einem Sammler, den dieser schon sehr viele Jahre kennt, und der, so sieht es bislang aus, selbst auf das Fake hereingefallen war, es also als echtes Teil erworben haben soll.

Die Fälschung, die Reinhard E. aus Österreich produzieren ließ, weist eine ungewöhnliche Rückseite auf (Bilder: Micky Waue)

Er hatte das Emailschild bei einem anderen Sammler erworben. Und wie es aussieht, hatte genau dieser das Plagiat, das sogar die Herstellerbezeichnung ‚Torpedo-Email, Frankfurter Emaillirwerke Neu-Isenburg‘ trägt, bei Reinhard E. selbst erworben. Dies geht aus dessen Nachrichten an den Friedrichsdorfer Auktionator hervor, die Sammler.Net vorliegen: ‚ Ich habe genau dasselbe Schild wie SIE in der Auktion haben. Ich habe diese 2 Schilder selber produzieren lassen.‘ Das andere habe er einem Bekannten für 170 Euro überlassen, so der Österreicher.

Ein starkes Stück! Da lässt jemand Fälschungen produzieren, verkauft diese dann und versucht schließlich, nachdem ihm bewusst wird, was geschehen könnte, wenn das von ihm stammende Schild, das auf bis zu 3.300€ geschätzt wurde, zu diesem Preis oder sogar noch teurer bei einer Auktion, veräußert würde, seinen eigenen Hals zu retten. Und dies in einer äußerst perfiden Art, nämlich indem er anderen die Schuld in die Schuhe schiebt!

Drohungen gegen Auktionator Micky Waue

Er bedroht den Auktionator mit Sätzen wie diesen: ‚Des weiteren werde ich in allen Internetforen, auch in Facebook kundtun, dass Sie Fälschungen versteigern. Falls Sie dann doch noch das Schild versteigern werden die Bieter vor Ort informiert, dass es eine Fälschung ist. WAS meinen Sie, wie es dann um Ihren Ruf steht in der Sammlergemeinschaft. Das ist jetzt voller Ernst.‘

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Vorsicht, Fälschung!

Dass Micky Waue auf solche Drohgebärden nicht reagierte, darf wohl keinen wundern. Und so postete Reinhard E. tatsächlich in mehr als einem halben Dutzend verschiedener Facebook-Gruppen seine ganz persönliche Version der Geschichte, machte sich sozusagen zum ‚Held‘, spielte ‚Whistleblower‘, obwohl er am Ursprung des ganzen Übels steht: ‚Hallo Ihr Lieben, Ich muss Euch leider eine schlechte Nachricht überbringen. In der 44. Auktion von Micky Waue. Die Position 89 Sternbräu Emailschild ist eine KOPIE , die 2 jahre alt ist und nicht 100Jahre wie das Orginal. Der Auktionar wurde mehrmals verständigt um das Schild aus der Auktion herauszunehmen. Leider hat er überhaupt in keiner Weise kooperiert. Ich bin leider gezwungen diesen Schritt zu gehen, die Strafverfolgungsbehörde ist ebenfalls informiert.‘

Der Post des Auftraggebers der Fälschungen, Reinhard E., in einer von mindestens einem halben Dutzend Facebook-Gruppen

So dreist muss man sein: Erst Fakes produzieren lassen, die täuschend echt aussehen. Sich dann wundern, dass sie irgendwann in Auktionen als vermeintliche Originale auftauchen. Und schlussendlich einen Auktionator, der hier selbst als Opfer gelten muss, öffentlich als Schuldigen an den Pranger stellen. Aus mehreren Facebook-Gruppen, wie z. B. der Reklamebox, wurde Reinhard E. bereits ausgeschlossen, seine diffamatorischen Beiträge gelöscht.

Bis zu 5 Jahre Haft für Auftraggeber von Fälschungen

Wer Fälschungen produzieren lässt, begeht eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft wird. Verleumderische und geschäftsschädigende Aussagen, respektive Posts in öffentlichen Foren, bringen empfindliche Geldbußen. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte ausgeht. Ob sich Reinhard E. wohl am Ende selbst vor Gericht wiederfinden wird? Eigentlich müsste dies so sein, wenn die Justiz sich der Sache annimmt!

3 Kommentare

  1. Mir waren auch schon Fakes im Jahr 2021 aufgefallen (hatte dies im März 2021 auf http://www.schilderjagd.de/ gepostet). Allerdings noch ohne Hersteller-Angaben und somit „ersichtlich“ als Repro. Zudem wurden die Schilder um EUR 170,00/300,00 angeboten.

    Verwunderlich für mich, weil das Schild ein regionales ist und mit nicht so großer Reichweite und Aufmerksamkeit.

    • PS: die Rückseite meines Original Schildes (fast 0er ;-)) mit Emaillierwerk Kleber in rosa (Mit Befestigungshinweisen) kann ich bei Bedarf zeigen

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