Fotografie: Sammlung Marita Ruiter unter dem Hammer

Zahlreiche Fotoarbeiten aus der umfangreichen Sammlung der früheren Luxemburger Galeristin Dr. Marita Ruiter (Galerie Clairefontaine) wurden am Freitag, den 29. November im Kunsthaus Lempertz in Köln zur Versteigerung gebracht. Viele bekannte Namen aus dem Bereich der Kunstfotografie waren vertreten.

Marita Ruiter ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit in der Welt der Fotografie. Als Kunstsammlerin, Kuratorin und Galeristin hat die gebürtige Österreicherin die künstlerische Fotografie in Luxemburg mehrere Jahrzehnte lang maßgeblich geprägt.

Ihre Leidenschaft für die Lichtbildnerei, ihre unermüdliche Arbeit als Galeristin und ihre herausragenden Projekte, wie die jährlichen „Photomeetings Luxembourg“, haben Spuren hinterlassen, die weit über die Grenzen Luxemburgs hinausreichen.

Von Wien nach Luxemburg: Ein Leben voll Leidenschaft für die Kunst

Galeristin Dr. Marita Ruiter (l.) im Gespräch mit dem Künstler HA Schult und der damaligen Ministerin für Umweltfragen in Luxemburg, Carole Dieschburg, anlässlich der Vernissage zur Ausstellung von Schults ‚Trash People‘ im Jahr 2014. (Foto: François Besch)

Marita Ruiter hatte in Wien Anglistik, Philosophie und Malerei studiert. Ihre akademische Neugier führte sie zu einer Dissertation über das fotografische Lebenswerk der deutsch-französischen Fotografin Gisèle Freund.

Diese Arbeit legte den Grundstein für Ruiters lebenslange Auseinandersetzung mit der künstlerischen Fotografie und ihre außergewöhnliche Sammlung von Gisèle Freunds Fotografien: Sie umfasst über 200 Werke, darunter Porträts, Reportagen und historische Aufnahmen, wie die ersten Luftaufnahmen Berlins oder Fidel Castro in Kuba. Diese Werke wurden weltweit in renommierten Ausstellungen gezeigt und international zuletzt 2013 auf der „Art Karlsruhe“ präsentiert.


GISELE FREUND, L'OEIL FRONTIERE PARIS 1933-1940
  • "On porte son visage devant soi comme un secret qu'on ne connaît pas
  • Notre déception devant notre photographie provient du fait que nous croyons nous connaître
  • Expliquez-moi pourquoi les hommes de lettres veulent toujours être photographiés comme les stars, et ces dernières comme les hommes de lettres
  • Un photographe doit lire un visage comme la page d'un livre
  • Il doit déchiffrer aussi ce qui est écrit entre les lignes

1988 gründete Ruiter die Galerie Clairefontaine im historischen Zentrum Luxemburgs. Ursprünglich mit einem Fokus auf österreichische Malerei der Klassischen Moderne gestartet, wandelte sich das Programm bald hin zur internationalen zeitgenössischen Kunst.

Das teuerste Foto der Auktion in Köln: William Eggleston, Untitled (Boy in Red Sweater), 1971. Es erzielte einen Preis von 20.000€ zzgl. Verkaufsprovision. Geschätzt worden war es auf bis zu 30.000€. (Bilder: Kunsthaus Lempertz/Invaluable.com)

So zeigte sie neben etablierten Künstlern, wie z.B. Anselm Kieffer, Joseph Beuys, Jörg Immendorff oder HA Schult (Bild oben), auch viele junge Talente. Insbesondere aber schlug ihr Herz für die Fotografie.

Die Eröffnung eines zweiten Standorts im Jahr 1997, des „Espace 2“, unterstrich diesen Schwerpunkt und schuf einen exklusiven Raum für künstlerische Fotografie. Marita Ruiter rief auch die „Photomeetings Luxembourg“ ins Leben.

Dieses bis vor wenigen Jahren jährlich stattfindende Festival brachte Künstler, Experten und Publikum zusammen, um sich mit Fotografie als Medium der Kunst und der Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Unvergessene Verdienste für die Fotografie

Nach Jahrzehnten intensiver Arbeit und beeindruckender Erfolge musste Marita Ruiter vor rund vier Jahren aus gesundheitlichen Gründen ihre Galerien schließen. Doch ihre Verdienste für die Fotografie bleiben unvergessen.

Nun wurde etliche Arbeiten ihrer Sammlung an fotografischen Meisterwerken aus rund einem Jahrhundert im Kunsthaus Lempertz in Köln veräußert. Unter den Fotokünstlern, von denen aus der Sammlung Ruiter Werke unter den Hammer kamen, fanden sich Namen wie Edward Steichen, Horst P. Horst, Helmut Newton, Elliot Erwitt, Lee Friedlaender, August Sander, Sally Man, Andreas Feininger und viele weitere.

Während der Auktion, um die es in diesem Beitrag geht, wurden allerdings auch Fotografien aus anderen Sammlungen angeboten. „Die Werke aus dem Bestand der Galerie Clairefontaine machten tatsächlich nur einen Teil dieser Auktion aus. Es gibt aber noch weitere Werke aus der Galerie Clairefontaine, die erst in weiteren Auktionen versteigert werden“ betont Jan Bykowski von der Pressestelle des Auktionshauses.


In eigener Sache

Eindrücke meiner Ausstellung ‚Von Glückspilzen und anderen Lichtwelten‘ in der Galerie Clairefontaine im Jahr 2013. (Quelle: François Besch)

Mit Marita Reuter verbindet den Macher von Sammler.Net, eine lange Freundschaft. Ich habe die Galeristin und vor allem den Menschen – sowohl als Kulturjournalist beim Luxemburger „Tageblatt“ als auch als Künstler – schätzen gelernt.

Eins der Fotos, die an diesem Freitag in Köln versteigert wurden, stammt übrigens von Horst P. Horst. Der amerikanische Fotograf deutscher Herkunft wurde vor allem durch seine Fotos für die Modezeitschrift Vogue und für seine Porträts berühmter Zeitgenossen bekannt. Er wird zu den bedeutenden Modefotografen des 20. Jahrhunderts gezählt.

‚Poetic Renaissance‘ in der Galerie Clairefontaine im Winter 2012/13: Links das Werk ‚Lisa with Harp‘, das heute bei Lempertz unter den Hammer kam, neben einer meiner Landschaften (Foto: François Besch)

Im Winter 2012/2013 fand im Espace I der Galerie Clairefontaine von Dr. Marita Ruiter die Ausstellung „Poetic Renaissance“ statt. Während dieser hing eins meiner Bilder neben dem Werk „Lisa with Harp“ von Horst P. Horst, das im Kunsthaus Lempertz am 29. November 2024 für 3.800€ einen neuen Besitzer fand.


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