110.000€ für einen frühen Hohlwein-Entwurf: Cognac Macholl erzielt Rekordpreis

Ein Emailplakat mit einem frühen Entwurf von Ludwig Hohlwein war das absolute Highlight bei der 42. Reklameauktion von Micky Waue in Friedrichsdorf am vergangenen Wochenende. Das Schild, das am Samstagabend als letzte von mehr als 780 Positionen unter den Hammer kam, wurde für 110.000 Euro zugeschlagen. Das ist ein Rekord für einen Hohlwein-Entwurf und der zweithöchste Preis, der je für ein deutsches Reklameschild bei einer Auktion erzielt wurde.

Imposante 60 x 150 cm groß und sehr schwer! Der Startpreis lag bei 25.000€, geschätzt wurde das Plakat nach einem Entwurf von Ludwig Hohlwein auf 80.000€, zugeschlagen wurde es schließlich für 110.000€.

Auch sonst wechselten wieder jede Menge hochpreisiger Raritäten in Friedrichsdorf den Besitzer. So erzielte ein roter Casanova (ebenfalls von Hohlwein) 60.000€, genau soviel, wie ein Stock Dunlop. Ein Rotterdamsche Llloyd-Schild im Zustand 3 brachte immerhin noch 75.000€ ein und ein Cinzano-Zebra von Cappiello deren 70.000.

Zum Cognac Macholl-Schild gibt es übrigens eine schöne Geschichte, die Auktionator Micky Waue erzählen kann: ‚Vor ziemlich genau 40 Jahren um 5.00 Uhr morgens fuhr ich zu einem Flohmarkt nach Gensingen (ca. 10 Kilometer südlich von Bingen am Rhein entfernt) und erwartete eigentlich nicht viel, da es ein recht kleiner Flohmarkt war. Mit einmal stand ich vor einem Stand, hinter dem ein Pritschenwagen stand, auf dem ein großes Schild lag, das nicht wirklich zu erkennen war. Ich fragte also den Verkäufer, was das denn für ein Schild sei. „Komm rüber, und schau es Dir an,“ sprach er, „es kostet fest 600 Mark. Wenn Du es nicht nimmst, bringe ich es nach Bingerbrück, da kenne ich einen Sammler. Prima, dachte ich und ging hinter den Stand zu dem LKW. Dann sah ich etwas, was mir den Atem nahm: Ein nie gesehenes Emailschild von einem der besten Reklamekünstler des frühen 20. Jahrhunderts. Sofort packte ich das Schild an um zu signalisieren: „Nehme ich“. Ohne zu handeln zahlte ich das gute Stück und war überglücklich ob der „schweren Beute“.

Micky Waue: ‚Als wäre es gestern gewesen …‘

Der Händler lachte noch, als ob er jetzt das Geschäft seines Lebens gemacht hatte. Sei’s ihm gegönnt. Jetzt ab zum Auto, jener VW T2 Bus mit Michelin Männchen auf dem Dach und Coca-Cola Schild vorne statt VW-Zeichen, Schiebetür auf, Schild rein, Schiebetür wieder zu. Jetzt konnte ich ganz entspannt über den Markt laufen, die Glückshormone hatten mich überschüttet und das Leben war schön. Als ich zuhause ankam, das Schild auspackte und vom Dreck befreite, kam mir gleich ein Kunde in den Sinn, dem ich das Schild anbieten konnte. Also auf zu Telefon, Nummer gewählt und das Schild verkauft. Schön und gut. 40 Jahre später wird mir das Schild in die Auktion eingeliefert. Mein altes Schild, nach 40 Jahren, es hatte nie den Besitzer gewechselt, Wahnsinn, sofort kam mir die alte Geschichte in den Kopf, ich sah den LKW vor mir, als wäre es gestern gewesen…‘ 

Stollwerck hält den Rekord für ein deutsches Emailplakat

Teuerstes deutsches Schild ist bislang ein ‚Stollwerck’s Adler-Cacao‘, für das ein belgischer Sammler im Dezember 2021 bereit war, 115.000€ zzgl. Aufgeld zu bezahlen.

Wechselte am 4. Dezember 2021, ebenfalls in Friedrichsdorf, den Besitzer: ein frühes Schokoladenschild hält damit bislang den Rekord, was deutsche Emailplakate angeht.

Micky Waue erklärte zu dem Cacao-Schild im Auktionskatalog folgendes: ’33 x 50 cm, gewölbt, Schrift zuckergussartig emailliert, Motiv lithographiert, Glanz und Farben brennfrisch. Hersteller sind vermutlich die Eisenwerke Gaggenau, die für Stollweck nicht nur Emailschilder sondern auch Schokoladenautomaten herstellten. Das Schild stand 1977 in einem Optiker-Geschäft in Wetzlar als Dekoration im Schaufenster, damals noch an einem Klappladen montiert, der vorher am Haus hing. Damals, 1977, kaufte es Karl-Stefan Maultzsch und hielt es 36 Jahre in seiner Sammlung, bevor er es im Zuge der Sammlungsauflösung auf unserer Auktion vor 8 Jahren versteigern ließ. Seinerzeit erzielte es mit Aufgeld rund 40.000,- Euro, was aus heutiger Sicht sehr günstig war. Mir sind lediglich 3 Exemplare des Schildes bekannt, wobei dieses hier mit großem Abstand das beste Exemplar ist. Die Farben und der Glanz sind umwerfend.‘

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