Henkels Persil & Kurt Heiligenstaedt: Die ‚Weiße Dame‘ wird 100

Eine deutsche Werbeikone feiert Jubiläum

Es war im Jahr 1922: Der bekannte Werbegrafiker Kurt Heiligenstaedt (1890-1964) besucht mit seiner Freundin Erna Muchow ein Modegeschäft am Berliner Alexanderplatz. Dort kauft er ihr ein blütenweißes Kleid und einen breitkrempigen Florentiner-Hut: Die Geburtstunde der ‚Weißen Dame‘ hat geschlagen!

Bekannt wurde Heiligenstaedt, der am 13. August 1890 in Roßleben das Licht der Welt erblickte, vor allem durch seine Beiträge in der legendären deutschen Satirezeitschrift Simplicissimus, die von 1896 bis 1944 erschien. Die Zeichnungen des Gebrauchsgrafikers, Plakatkünstlers und Karikaturisten erschienen aber auch in anderen Blättern. Zudem machte er sich schon bald nach seinen Studien an einer Berliner Privatschule einen Namen als Werbegrafiker.

Der Entwurf von Kurt Heiligenstaedt auf einem gewölbten Emailschild aus der Zeit um 1925 (Privatsammlung des Autors)

Sein bedeutendstes und über Jahrzehnte hinweg verwendetes (und periodisch leicht abgeändertes) Motiv war das der ‚Weißen Dame‘ von Persil, dem bis heute bekannten Waschpulver der Firma Henkel aus Düsseldorf. Bis in die 1960er Jahre hinein erschien der Entwurf mit der eleganten Schönheit, die ein Persil-Päckchen in der Hand hält auf diversen Blech- und Emailschildern, Plakaten Zeitungsanzeigen und Normaluhren auf den Plätzen und Straßen vieler deutscher Städte.


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Ende dieses Jahres feiert dieser Meilenstein der deutschen Reklamewelt seinen 100. Geburtstag.Noch heute zählt dieses in zahllosen Varianten erschienene Motiv zu den beliebtesten Werbeikonen in Deutschland und bei vielen Reklamesammlern zu den absoluten ‚must haves‘.

Über die ‚Weiße Dame‘ existieren in Sammlerkreisen einige Gerüchte: Eins davon besagt, dass Heiligenstaedt nicht Muchow als Modell für das Reklameplakat ausgesucht hatte, sondern eine gewisse Margarete Sommer. Es existiert sogar ein mäßig erhaltenes Emailschild, das diese Frau Sommer mit schwarzem Filzstift signiert hat.

Heiligenstaedt in seinem Atelier bei der Arbeit an der ‚Weißen Dame‘ (Screenshot: www.zeitreise.henkel.de)

Siehe auch

Helga Tiemann und die moderne Interpretation der „Weißen Dame“

Laut ihren Angaben soll Heiligenstaedt, ein Bekannter ihres damaligen Lebenspartners, Anfang der 1920er Jahre ein paar Fotos von ihr gemacht haben. Später will sie sich so auf den Plakaten mit den Darstellungen der ‚Weißen Dame‘ wiedererkannt haben. Diese Geschichte ist allerdings niemals offiziell bestätigt worden. Auch auf der offiziellen Webseite von Henkel geht keine Rede von ihr. Dort wird Erna Muchow als Modell genannt.

Heiligenstaedt selber verstarb 1964 in Berlin. Sein Grab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf blieb leider nicht erhalten.

Die ‚Weiße Dame‘ zierte auch zahllose Normaluhren auf den Plätzen und Straßen großer deutscher Städte. Manche sind noch heute erhalten. Ende der 1970er Jahre brachte das Unternehmen eine Kunststoffausgabe heraus, die in Supermärkten aufgestellt wurde. Hier ein solches Exemplar aus der Sammlung des Autors. 1980 kam ebenfalls eine Miniatur-Version für den Schreibtisch auf den Markt, die heute noch regelmäßig bei Auktionen und Sammlerbörsen auftaucht.

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