„Wenn der Micky kommt, dann wird es gefährlich“

Volle Wände, leere Wände: Sammler Manuel Wruss trennt sich von seinen emaillierten Schätzen

Ein Facebook-Post sorgte in den Kreisen von Sammlern historischer Werbeobjekte vor kurzem für ein Wirrbad der Gefühle. Kein Wunder, einerseits rufen leere Wände, die kurz vorher noch mit emaillierten Schätzen gepflastert waren, in einem Liebhaber wohl Ängste hervor: Man mag sich nicht vorstellen, wenn bei sich selbst daheim ratzfatz alle Schilder weg wären … Aber jede Medaille hat zwei Seiten: Die Schilder, die jetzt bei Manuel Wruss, der den Post absetzte, fehlen, tauchen schon bald wieder auf und werden dann andere Sammler erfreuen!

„Wenn der Micky kommt, dann wird es gefährlich ? Vorher – Nachher Im Dezember kommt meine Sammlung beim Micky unter den Hammer ? Da wird bestimmt das eine oder andere tolle Schild für euch dabei sein“ So lautete der Text, mit dem der Österreicher Manuel Wruss am Donnerstag für Aufsehen sorgte. Begleitet war der Post von einer ganzen Reihe von Bildern, die die Sammlung des Reklameliebhabers zeigten. Und auch die leeren Wände, nachdem der Friedrichsdorfer Auktionator Micky Waue passiert war. So wie das Bild oben, ein ‚davor & danach‘ vom Treppenhaus des nunmehr Ex-Sammlers.

Der österreichische Reklame-Liebhaber Manuel Wruss trennt sich nur ungern von seiner Sammlung. Aber wegen gesundheitlicher Probleme gibt der zweifache Familienvater seine Leidenschaft nun auf: „Es gibt Wichtigeres! Ich möchte meine Zeit verstärkt mit meiner Familie verbringen.“
(Alle Fotos: Sammlung Manuel Wruss)

Auf den Beitrag folgten natürlich viele Reaktionen. Etliche Wow-Smilies, traurige Emoticons aber auch Herzchen gab es und der ein oder andere User gab auch einen Kommentar ab. So wie etwa ein Sammler von Tretautos: „ Vor dem Tag habe ich heute schon Angst. In 35 Jahren Sammelwut habe ich ca. 250 Tretautos, ein paar Dreiräder und Tretroller, Blechspielzeug und was der Mensch sonst noch alles haben muss aber nicht braucht, zusammen gesammelt. Hab mich schon manches mal gefragt, was damit passieren soll. Ich hänge an jedem Teil. Viel Glück dir?“ schrieb dieser.

Ein anderer äußerte sein Mitgefühl: „Ich hab es dir eh schon geschrieben aber hier nochmal…wünsche dir das du für dich die richtige Entscheidung getroffen hast und du dich zumindest mit einem ordentlichen Batzen Geld trösten kannst. Wobei wenn ich die kahlen Wände sehe…..wird Trost schwierig. Alles Gute!

„Nicht der schlechteste Zeitpunkt“

Ein weiterer Kommentator ging es eher pragmatisch an: „Wenn man sich mit dem Gedanken trägt, seine Sammlung zu verkaufen, ist jetzt sicher nicht der schlechteste Zeitpunkt!“ Unrecht hat er damit sicherlich nicht, betrachtet man die Tatsachen, dass einerseits die Preise für Raritäten in Blech und Emaille in den letzten paar Jahren regelrecht explodiert sind, und andererseits die wirtschaftliche Lage sich wohl bald schon drastisch verschlechtern könnte.

Vorher und nachher: die leeren Wände bieten einen recht tristen Anblick

Gegenüber Sammler.Net betonte Manuel Wruss, dass es ihm keineswegs leicht gefallen sei, seine Sammlung aufzulösen. Obwohl der in der Steiermark lebende einstige Kfz-Techniker, dass gesundheitliche Probleme ihn zu dem Schritt bewogen haben. Er wolle sich nun verstärkt seiner Familie widmen.

Fleißiger Sammler: In nur zehn Jahren alles zusammengetragen

Angefangen hat die Sammelleidenschaft des Österreichers erst vor zehn Jahren. Wenn man die Quantität und vor allem die Qualität der Objekte, die er in dieser doch kurzen Zeit zusammengetragen hat, betrachtet, kann man das fast nicht glauben. Seine Schilder und anderen Reklameteile habe er weniger bei Auktionen entdeckt, sondern auf Flohmärkten gefunden und bei Bekannten entdeckt. Einige seien ihm sogar geschenkt worden, erzählt er uns.

Etliche Highlights wie etwa eine Pez-Dame, ein Continental, ein Meinl und viele weitere sind darunter. Dann sehr viele österreichische Bierschilder, eine ganze Sammlung an Shell-Objekten, und, und, und … Alle, oder fast alle, sind in einem perfekten bis sehr guten Zustand. Mitte letzter Woche bekam Manuel Wruss Besuch aus dem hessischen Hochtaunuskreis: der Auktionator Micky Waue war angereist, um mit dem Sammler Inventar zu machen und … die Wände zu leeren.

Im Dezember soll dann die aus rund 200 Objekten bestehende Sammlung, zu der neben Schildern auch Ölflaschen, Öldosen und vieles mehr gehören, in Friedrichsdorf unter den Hammer kommen. „Als ich den Entschluss gefasst habe, alles zu verkaufen“, so Wruss, „wollte ich nicht, dass mir die Sammler die Tür eintreten. Ich habe nach einem Weg gesucht, dies zu vermeiden.“

Die rund 200 Objekte werden im Dezember in Friedrichsdorf versteigert

Der österreichische Sammler ist ein langjähriger Bekannter von Michael Preiser, selbst Sammler und Betreiber der Webseite Art-Nova, die sich mit der Thematik Alte Reklame beschäftigt. Bei der letzten Friedrichsdorfer Auktion hatte Michael Preiser die Rolle des Ausrufers übernommen. Und er empfahl Manuel Wruss schließlich sich an Micky Waue zu wenden. Sammler.Net wünscht dem sympathischen nunmehr Ex-Sammler gesundheitlich nur das Beste und für die Auktion zahlreiche zahlungskräftige Kunden! Die Fotos auf dieser Seite geben einen Vorgeschmack auf das, was u.a. im Angebot sein wird …

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