1983: Kleiner Sonntagsausflug nach Friedrichsdorf
Heute ist Sonntag. Und sonntags soll man sich ja bekanntlich ausruhen und den freien Tag genießen. Genuss pur bietet da das Durchblättern eines alten Verkaufskatalogs mit Schildern. Es ist der Katalog eines der Pioniere des Handels mit Emailschildern, des Friedrichsdorfers Michael, aka Micky, Waue aus dem Jahr 1983.
Bei jedem, der damals selbst schon sammelte, dürfte dieser Zeitvertreib viele schöne Erinnerungen hervorrufen. Bei dem, der vor 40 Jahren noch nicht dabei war, und erst mehr oder weniger rezent zur Sammlerszene gestoßen ist, wird das Staunen über die zum Teil unfassbar günstigen Preise für Schilder von Coca Cola, Persil, Hutchinson, Maggi usw. usf. groß sein …
Damals war die Sammlerszene überschaubar
Die Sammlerszene in Sachen Alte Reklame allgemein und Blech- und Emailschilder im besonderen war noch recht überschaubar. Literatur zu dem Sammelgebiet gab es so gut wie fast keine – Sylke Wunderlich’s Standardwerk über Emailplakate erschien erst 1991 – und jedes neu entdeckte Schild war zunächst von vornherein eine Rarität. Spätestens bis irgendwann mal – bei vielen – irgendwo ein nigelnagelneuer Restposten auftauche: Schilder, unbenutzt und noch in Originalverpackung.
Dann wurde aus der Rarität erst einmal Postenware und die Preise sanken … Doch selbst der größte Posten war früher oder später ausverkauft und nach und nach, eigentlich recht beständig, stieg der Wert der Plakate auf Blech oder Eisen, an.
Anfangs wurden die Sammler alter Emailschilder noch belächelt: Kaum jemand, der selbst der Leidenschaft verfallen war, konnte Verständnis dafür aufbringen, dass man für ‚Metallschrott‘ derart ‚hohe‘ Preise bezahlte. Heute sind die Schilder, die in den 1980er Jahren den Besitzer wechselten oft um das vielfache im Wert gestiegen. Und in den letzten paar Jahren sind die Preise eigentlich richtig explodiert. Inzwischen wurde in den USA sogar bereits die Millionengrenze überschritten und auch in Europa wurden bereits mehr als 200.000 Euro für emaillierte Reklamekunst geboten! Worauf die Preisexplosion auf dem Reklamemarkt letztendlich zurückzuführen ist, darüber lässt sich nur spekulieren …
Heute ein weltweit beliebtes Sammelgebiet
Mag sein, dass – zumindest teilweise – die Pandemie etwas damit zu tun hat. Vor Corona-Zeiten waren die Reklameauktionen doch meistens recht lokal begrenzte Events. Wenn in Friedrichsdorf oder Worms etwa der Hammer fiel, dann vor Live-Publikum, vor allem aus Deutschland und den Nachbarländern. Da man aufgrund von Corona die Auktionen kurzfristig ins Internet verlegte, wuchs der Kundenkreis beträchtlich. So waren im September letzten Jahres bei der Auktion in Worms nicht weniger als 1.900 Bieter aus über 100 Ländern eingetragen. Auch die diversen Gruppen in den sozialen Netzwerken – allen voran Facebook – haben zur globalen Schilderliebe ihren Beitrag geleistet!
Aber nun genug geredet. Lasst uns einen Ausflug zurück in die Zeit vor rund vier Jahrzehnten unternehmen und die Preise genießen, die Micky Waue in seinem ersten Verkaufskatalog für Reklamekunst in Emaille oder lithographiertem Blech aufrief. Los geht’s!
Sieben Überraschungspakete
Soweit einige Seiten aus dem Katalog von Micky Waue. Na, da wünscht man sich doch gleich vor 40 Jahren schon dabei gewesen zu sein, oder? Übrigens hielt Micky damals auch noch sieben „Überraschungspakete“ parat. Hat jemand von euch Lesern damals vielleicht eins erworben? Wenn ja, wäre es nett, unten in der Kommentarfunktion kurz darüber zu informieren: Was war drin?
Auch über sonstige Rückmeldungen – etwa, wenn jemand eins der Schilder aus dem Katalog besitzt – würde Sammler.Net sich freuen. Alle Beiträge gerne auch mit Bild!
Im nächsten Leben sammle ich Emailplakate…Jemand der Barometer seit Jahrzehnten sammelt, und als „Beifang“ einige Hinterglaslithos mit Barometer (Juno Cigaretten, Hamburg- Südamerika-linie Cap Arcona)“ und auch ein „Saba“-Emailschild mit Baro erworben hat kam zu diesem Entschluss.
Francois, Micky hier. Wunderbar. Was für ein toller Artikel… Da werden Erinnerungen wach. Die Überraschungspakete waren tatsächlich richtig gut, in fast jedem war damals ein makelloses Perplex Schild drin, dann ein Ajja oder ein Boule d’Or, in fast jedem ein Florida Boy (!) und so weiter. Die „Berufsskeptiker“ hatten von dem Angebot keinen Gebrauch gemacht, aber die Käufer waren damals alle begeistert. Nach 2 Tagen oder so waren alle Pakete verkauft. Dann habe ich gerade gesehen, dass ich damals das „Tingete“ Blechschild im Katalog hatte, genau dieses ist nach fast 40 Jahren wieder in Friedrichsdorf gelandet und kommt in die nächste Auktion im Dezember. Rückblickend kann ich sagen: Der Spaß und die Freude an den Schildern, das „Emaille-Virus“ und die Liebe zu dem Thema ist geblieben und wird mich bis ans Ende meiner Tage begleiten. Wunderbar.
Hi Micky, vielen Dank für das Feedback! Freut mich, dass Dir der Beitrag gefällt. Ach, hätte ich damals doch schon deinen Katalog gehabt und auch ein oder zwei solcher Pakete bestellt … Das ‚Emaille-Virus‘ ist nicht nur ansteckend, sondern auch unheilbar. Ich hatte es fast zehn Jahre lang ‚besiegt‘, doch der Rückfall war umso heftiger!