Legenden der Reklame (11): Alphonse Mucha

Der 1860 in Ivančice (Mähren) geborene und 1939 in Prag verstorbene Künstler Alphonse – auch Alfons – Mucha zählt zu den wichtigsten Wegbereitern der Reklamekunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seine Plakate erzielen heute bei Auktionen Rekordpreise.

Alphonse Mucha
im Jahr 1906

Alphonse Mucha gilt als einer der prägendsten Gestalter der Art-Nouveau-Ära und gehört zweifellos zu den wichtigsten Legenden der Reklame.

Seine Plakate katapultierten die bis dahin oft “banale” Werbung in die öffentliche Wahrnehmung als ästhetisches Erlebnis: monumental, ornamental und zugleich verkaufsstark.

Er verband handwerkliche Perfektion mit einem feinen Gespür für Markt und Publikum und veränderte so das Gesicht moderner Werbung nachhaltig.

Der Durchbruch: Gismonda und Sarah Bernhardt

Der Durchbruch gelang Mucha im Jahr 1894 mit dem Plakat für die Schauspielerin Sarah Bernhardt und das Stück Gismonda. Das lebensgroße Poster zeigte Bernhardt in byzantinischer Tracht, frontal gestellt, umrahmt von einem mosaikartigen Heiligenschein.

Eine Komposition, die sofort ins Auge fiel und die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihn und sein Werk lenkte. Bernhardt selbst war so beeindruckt, dass sie Mucha einen längerfristigen Auftrag erteilte; der Erfolg dieses einen Plakates machte ihn schlagartig nahezu weltweit bekannt.

Dieses Plakat mit der Darstellung von Sarah Bernhardt brachte für Mucha den Durchbruch. (Bild: eBay)

Mucha arbeitete in einer Zeit, in der Lithographie und verbesserte Druckverfahren farbige Großplakate massentauglich machten. Anders als viele Kollegen verstand er es, die Druckmöglichkeiten nicht nur zu nutzen, sondern gestalterisch zu erweitern.

Feine Linien, flächige Pastelltöne, ornamentale Rahmen und eine klare Typografie schufen eine Bildsprache, die sowohl dekorativ als auch lesbar war.

Charakteristisch: Muchas idealisierte Frauenfiguren

Charakteristisch wurden seine idealisierten Frauenfiguren, lange Silhouetten und florale Ranken. Alles Elemente, die bald als Kern des Art Nouveau erkennbar wurden.

Wichtig für Muchas Wirkung war, dass seine Plakate nicht nur informieren sollten, sondern gefallen — so sehr, dass sie gesammelt und ins Interieur gehängt wurden. Aufträge für Champagner, Schokolade, Zigarettenpapier oder Zahnpasta zeigen, wie vielseitig er die optische Sprache von Produkten anpassen konnte.

Durch die Verschmelzung von künstlerischer Qualität und klarer Werbebotschaft begründete Mucha eine neue Erwartung an kommerzielle Grafik: Werbung durfte schön sein und wurde dadurch wirksamer.

Spätere Jahre: Das Slavische Epos und nationale Identität

Ab etwa 1910 wandte sich Mucha größeren, nationalen Themen zu. Sein monumentales Werkzyklus Slavische Epen (The Slav Epic), bestehend aus zwanzig großformatigen Leinwänden, schildert Episoden slawischer Geschichte und Mythologie.

Er arbeitete daran vor allem zwischen 1911 und 1926 und übergab die Serie 1928 dem jungen tschechoslowakischen Staat. Dieses Projekt zeigt den Bruch mit der kommerziellen Plakatkunst und betont Muchas Ambition, Kunst als Träger kultureller Identität zu begreifen.

Künstlerische Inszenierung: Einfluss und Nachwirkung

Muchas Arbeit veränderte nicht nur die Ästhetik von Plakaten, sie beeinflusste auch die ökonomische Praxis: Druckereien, Verleger und Händler begannen, in Gestaltung zu investieren, statt Plakate als rein informative Anschläge zu sehen.

Außerdem legte Mucha mit der Verbindung von Celebrity-Image (z. B. Bernhardt) und künstlerischer Inszenierung einen frühen Grundstein für das moderne Promi-Marketing. In Museen und im Designkanon gilt Mucha bis heute als Vorbild für die Verbindung von Kunst und Kommerz.

Alphonse Mucha hat die Sprache der Werbung nicht nur verschönert, sondern systematisch neu geformt: Er machte aus flüchtiger Werbung ein dauerhaftes, kultiviertes Bild, das sowohl verkauft als auch beachtet werden wollte.


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Seine Arbeiten sind deshalb nicht nur hübsche Relikte der Jugendstilzeit, sondern Meilensteine der modernen visuellen Kommunikation. Bei Auktionen weltweit erzielen seine Arbeiten Rekordpreise. Plakate landen meist im fünf- bis sechsstelligen Bereich, Unikate – Gemälde beispielsweise – werden sogar deutlich höher gehandelt.

Zeitleiste (ausgewählte Stationen)

  • 1860 – Geburt in Ivančice (Mähren).
  • 1894 – Entwurf des Posters Gismonda für Sarah Bernhardt; der Durchbruch in Paris.
  • 1895–1900er – Zahlreiche Werbeaufträge: Champagner, Schokolade, Zigarettenpapier u. a.; Entwicklung der typischen Art-Nouveau-Bildsprache.
  • 1911–1926 – Arbeit an den 20 Tafeln des Slavischen Epos.
  • 1928 – Übergabe des Slavischen Epos an die Tschechoslowakei.
  • 1939 – Tod in Prag.

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