Legenden der Reklame (5): Paul Mohr

Paul Mohr, geboren 1890 in Frankreich, schuf lebendige, künstlerisch anspruchsvolle Plakate, die die Boulevards von Paris eroberten und ihn zu einem wichtigen Wegbereiter moderner Werbung machten. Trotz seines unbestrittenen Talents ist Mohr heute weniger bekannt als seine Zeitgenossen – zu Unrecht, wie ein genauer Blick auf sein Werk und sein Werk zeigt.

‚Lustucru‘: Reklameplakat für die traditionsreiche französische Eierteigwaren (um 1920)

Paul Gustave Mohr wurde am 4. September 1890 in Ham, Frankreich, geboren und verstarb am 13. April 1959 in Paris. Den Großteil seines Lebens verbrachte er in der französischen Hauptstadt, ehe er sich in der Kleinstadt Asnières, unweit von Paris, niederließ. Mohr studierte an der renommierten Sorbonne sowie an mehreren Kunstschulen, wo er seine Leidenschaft und sein Talent für Kunst und Design entdeckte.

Pilot im Ersten Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs (1914–1917) diente Paul Mohr als Pilot in der französischen Armee. Im Jahr 1917 heiratete er Jeanne Levy, mit der er drei Töchter hatte: Hélène, Geneviève und Jacqueline. In seiner künstlerischen Laufbahn war Mohr von 1920 bis 1940 als Plakatdesigner tätig und schuf dabei einige der bekanntesten Werbeplakate seiner Zeit. Er entwarf unter anderem Reklame für Wonder, Dainty, Lustucru-Nudeln, Banania, Bremsit, Champigneulles und Dubonnet.

Dainty-Fahrräder: Plakat von Paul Mohr aus den 1920er Jahren

Geboren in einer Ära des kulturellen Aufschwungs, erlebte Paul Mohr die letzten Jahre der Belle Époque, einer Zeit, in der Kunst, Theater und Literatur in Frankreich in voller Blüte standen. Das Paris seiner Jugend war voller Farben, Musik und Leben – eine Umgebung, die seine künstlerische Sensibilität entscheidend prägte. Schon früh begeisterte sich Mohr für die aufkommenden Kunstformen, die sich nicht nur auf klassische Malerei beschränkten, sondern die neuen technischen Möglichkeiten der Reproduktion nutzten, um Kunst in den Alltag der Menschen zu bringen.

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Wie viele Künstler seiner Zeit bewunderte er die Pioniere der Plakatkunst, darunter Jules Chéret, deren Werke die Kunstwelt und die Straßen von Paris revolutionierten. Die Leuchtkraft der Farben, die dynamischen Kompositionen und die Verbindung von Text und Bild faszinierten den jungen Künstler, und er begann, seinen eigenen Stil in diesem aufregenden neuen Genre zu finden.

Der Aufstieg des Plakatkünstlers

Was Paul Mohr besonders auszeichnete, war seine Fähigkeit, die Essenz eines Produkts in wenigen visuellen Elementen einzufangen. Mohr schuf Bilder, die sofort ins Auge sprangen und in Erinnerung blieben. Er verband spielerisch Ästhetik und Funktionalität, und seine Plakate wurden schnell zu einem festen Bestandteil des Pariser Stadtbilds.

Wonder-Fahrräder: Plakat nach einem Entwurf von Paul Mohr (1923)

In seinen Entwürfen verband er die Eleganz der Jugendstil-Bewegung mit den dynamischen Elementen des Art déco, das in den 1920er Jahren an Popularität gewann. Er verstand es, moderne Typografie, stilisierte Figuren und kühne Farbkontraste in einer Weise zu verbinden, die damals revolutionär war. Seine Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen der Konsumgüterindustrie machte ihn bald über die Grenzen von Paris hinaus bekannt.

Die Ära der 1920er Jahre

Die 1920er Jahre, auch bekannt als die „Années folles“, stellten den Höhepunkt von Mohrs Karriere dar. Die Zeit, kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, war geprägt von einem kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung, und die Pariser Gesellschaft lechzte nach Unterhaltung und Luxus. Mohr, der das Flair der Stadt perfekt in seinen Werken einfing, wurde zu einem der gefragtesten Plakatkünstler dieser glanzvollen Epoche.

Seine Werke spiegelten die Lebendigkeit und Energie dieser Jahre wider: Die klare Linienführung, die Mohr verwendete, sowie die markanten Farben und eleganten Figuren, fingen das Lebensgefühl einer ganzen Generation ein – die Euphorie, den Überfluss und den ungebrochenen Fortschrittsglauben der Nachkriegszeit.

Mohrs Einfluss und Erbe

Mit dem Aufkommen des Films und der Massenproduktion in den 1930er Jahren wandelte sich die Welt der Werbung und Plakatkunst. Doch selbst in dieser Zeit blieb Paul Mohr seiner Vision treu. Auch wenn die aufkommende Fotografie und neue Drucktechniken die Plakatkunst veränderten, schuf er weiterhin Entwürfe, die durch ihre Schlichtheit und ihre kraftvolle Wirkung bestachen.

Emailschild nach Paul Mohr für die Brauerei Champigneulles. Dieses 146 cm hohe Exemplar wurde 2018 bei ‚Salorges Enchères‘ für 7.300€ zzgl Aufgeld versteigert.
(Bild: Salorges Enchères)

Heute wird Paul Mohr oft im Kontext der großen Plakatkünstler seiner Zeit wie A.M. Cassandre genannt, dessen Arbeiten die Werbung im öffentlichen Raum maßgeblich prägten. Mohrs Werke, die auf zahlreichen Auktionen und in Museen wieder an Bedeutung gewinnen, sind ein Zeugnis seiner Fähigkeit, die Essenz einer Epoche und eines Produkts in Bilder zu bannen.

Paul Mohr, der visionäre Plakatkünstler der frühen französischen Moderne, hat die Art und Weise, wie wir Werbung und Kunst im öffentlichen Raum betrachten, nachhaltig beeinflusst. Seine Fähigkeit, durch visuelle Mittel Geschichten zu erzählen, Produkte lebendig zu machen und den Betrachter emotional anzusprechen, macht ihn zu einem der bedeutendsten Plakatkünstler seiner Ära – und einem Künstler, dessen Werk auch heute noch Relevanz und Kraft besitzt.

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