Legenden der Reklame (9): Julius Gipkens

Julius Gipkens (1883–1968), geboren am 16. Februar 1883 in Hannover, begann seine berufliche Laufbahn nicht in der Kunst, sondern als Kaufmann. Doch sein Weg führte ihn 1908 nach Berlin, wo er als Autodidakt seine Leidenschaft für die Grafik entdeckte und den Weg in die Werbegrafik fand.

Julius Gipkens
(1883–1968)

Zu Beginn seiner Karriere arbeitete Gipkens für das renommierte Kunstgewerbehaus Hohenzollern in der Leipziger Straße und zeichnete Illustrationen für die bekannte Satirezeitschrift „Simplicissimus“. Diese frühen Arbeiten waren prägend für seinen Stil und seine spätere Entwicklung als Grafiker.

Schnell fanden seine klaren, reduzierten Entwürfe auch außerhalb der Kunstszene Anklang, und er begann, für namhafte Auftraggeber wie das Transportunternehmen Hapag AG und den Schuhersteller Leiser zu arbeiten.

Sachlicher Stil, mutige Kontraste

Gipkens war bekannt für seinen sachlichen Stil, der durch den geschickten Einsatz von Flächen, Farben und Ornamenten geprägt war. Besonders hervorzuheben ist sein mutiger Umgang mit Kontrasten: farbenfrohe Muster stellte er oft in Verbindung mit tiefem Schwarz, was seine Werke auffällig und modern wirken ließ.

Sarotti Emailschild nach einem Entwurf von Julius Gipkens, abgekantet, dick schabloniert, das Motiv zum Teil zudem lithographiert, Berlin um 1920, 97 x 60 cm, Ferro-Email – Aetz- & Emaillierwerke, C. Robert Dold, Offenburg i.B.
(Bilder: Wormser Reklame Auktion)

Mit seinen Arbeiten für den Schokoladenhersteller Sarotti ab 1908 erlangte Gipkens schließlich große Bekanntheit. Das von ihm nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1918 entworfene Firmenlogo, drei Mohren die ein Tablett mit Schokoleckereien tragen, inspirierte später auch das Unternehmen des Prof. Lauermann bei seiner Ausführung des so genannten „Sarotti-Mohren“ als Reklamefigur.

Der Sarotti-Mohr: Die bewegte Geschichte einer Werbefigur
  • Am Ende des 1
  • Weltkrieges erblickte eine Figur das Licht der Welt, die bis heute zu den bekanntesten Gestalten der Werbegeschichte zählt
  • Was machte den kleinen schwarzen Jungen in den prächtigen Gewändern so beliebt? Antwort gibt dieses aufwändig gestaltete Buch, das die Entwicklung der Figur im Kontext von Wirtschafts- und Kulturgeschichte erzählt
  • Die Autoren folgen der Spur des Sarotti-Mohren ausgehend von der Kolonialsehnsucht des späten 19
  • Jahrhunderts über seine Erschaffung 1918, seine Blütezeit in den Goldenen Zwanzigern, die NS-Zeit und die Jahre des Wirtschaftswunders bis zu den Auseinandersetzungen seit Ende der 60er Jahre, als Kritiker auf mögliche rassistische Assoziationen verwiesen

Zuvor bestand das Logo aus einem Bären mit Baumstamm und Bienen. Die neue Darstellung, die später aufgrund ihrer kolonialen Anspielungen als kontrovers bewertet wurde, blieb trotz wachsender Kritik bis ins Jahr 2004 in Gebrauch.

„Kunstanstalt Hollerbaum und Schmidt“

Eine der wichtigsten Stationen in Gipkens‘ Karriere war seine Zusammenarbeit mit der „Kunstanstalt Hollerbaum und Schmidt“, einer der einflussreichsten Berliner Druckereien und Werbeagenturen ihrer Zeit. Diese 1897 von Erich Gumprecht gegründete Institution spielte eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung der deutschen Plakatkunst.

Julius Gipkens für Trumpf: Plakat, lithographiert, auf Leinen, D um 1910, Hollerbaum & Schmidt, Berlin

Hollerbaum und Schmidt revolutionierten die Werbebranche, indem sie als erstes Unternehmen alle relevanten Dienstleistungen von der Konzeption bis zum fertigen Druck anboten. Besonders erfolgreich war ihre Strategie, junge und aufstrebende Künstlerinnen exklusiv unter Vertrag zu nehmen. So prägten sie eine neue Generation von Plakatkünstlerinnen, darunter Julius Gipkens, und entwickelten das sogenannte „Berliner Sachplakat“.

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Diese ornamentfreie Gestaltungsform zielte auf maximale Fernwirkung ab und zeichnete sich durch klare, stark reduzierte Motive auf oft einfarbigem Hintergrund aus.

Vielfalt und Einfluss

Gipkens war einer der prägenden Künstler dieser Bewegung. Sein Beitrag zur Plakatkunst lässt sich besonders eindrucksvoll in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin nachverfolgen, die über 50 seiner Werke in ihrer Sammlung führt. Diese Sammlung, die insgesamt rund 3600 Originalplakate aus der Zeit von 1840 bis 1914 umfasst, dokumentiert den Übergang von historischen Stilen wie dem Historismus hin zum Jugendstil und weiter zum Sachplakat.

Eine weitere Reklame für Sarotti von Julius Gipkens, um 1910 (Bild: Invaluable.com)

Dank eines Digitalisierungsprojekts, gefördert im Rahmen des Programms „NEUSTART KULTUR“, ist dieser beeindruckende Bestand seit 2021 auch online zugänglich und lädt dazu ein, die Vielfalt und den Einfluss von Künstlern wie Julius Gipkens auf die Entwicklung der modernen Werbung zu entdecken.

Julius Gipkens verstarb 1968 in den USA. Sein Erbe in der Werbegrafik und Plakatkunst ist jedoch bis heute präsent und zeigt, wie sehr er durch seinen innovativen Stil und seine moderne Formensprache die visuelle Kommunikation seiner Zeit geprägt hat.

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