„Kanterbräu“ – ein Traditionsbier, das 2023 verschwand

Ein Schild und seine Geschichte: Rundes KB-Emailschild mit starker Grafik

In den Bistrots von Lothringen und Elsass begann die Geschichte von Kanterbräu, einer ikonischen Biermarke, die heute leider nicht mehr besteht. Ihre Existenz und ihren Namen verdankte die Marke dem letzten Eigentümer der einst bedeutenden saarländischen Walsheim-Brauerei, Dr. Hans Kanter (1874-1937) .

Das Schild ist ebenso einfach wie genial: Der rot umrandete Kreis auf dem runden weißen Hintergrund verleiht dem Ganzen eine Art Verkehrsschild-Look. Doch die Grafik im oberen Bereich spricht eine deutliche Sprache: Zwei mehr oder weniger stilisierte Hände halten je einen vollen Bierkrug mit richtig viel Schaum … Zum Rot und Schwarz gesellt sich die gelbe Farbe des Gerstensaftes und der Initialien K und B. Echt knallig!

Wenige Farben, noch weniger Text – dafür aber umso plakativer: Emailschild um 1950. Dieses steht auf dem Flohmarkt von Sammler.Net zum Verkauf.

Das Schild kommt mit minimalistisch wenig Text aus: Nur die beiden gelben Lettern K B (für KanterBräu) auf schwarzem Hintergrund stechen einem sofort ins Auge. Im unteren Randbereich kann man zudem – ganz klein – die Herstellerangaben des Schilderproduzenten „Art France Luynes, Touraine“ lesen.

Geschichtlicher Überblick

Im Jahr 1936 schloss die Brauerei von Charmes einen Herstellungsvertrag mit einem deutschen Braumeister namens Dr. Hans Kanter (1874-1937) ab und brachte das Bier Kanterbräu auf den Markt. Das Original war ein helles Bier mit einem Alkoholgehalt von 4,2 % und bestand aus Gerstenmalz, Weizenmalz und Weizen. Kanter war zuvor der letzte Eigentümer der bekannten Walsheim Brauerei, einst bedeutende Brauerei im gleichnamigen Ortsteil Walsheim der Gemeinde Gersheim. Damals (1920er Jahre) gehörte Gersheim, noch zu Bayern. Heute liegt der Ort im saarländischen Saarpfalz-Kreis.

Anzeige aus dem Luxemburger Wort von 1928: Das Walsheim-Logo (Mitte, oben) erinnert nicht aus Zufall an die Grafik unseres Emailschildes. Der letzte Eigentümer der Walsheim-Brauerei war „Maître Kanter“, der dem KB-Bier den Namen lieh.

1966 wurde die Brauerei von Charmes Teil der „Société européenne de brasserie“. Die Brauerei wurde endgültig 1971 geschlossen, und die Produktion von Kanterbräu wurde zur Brauerei von Champigneulles verlagert. 1977 wurde das Kanterbräu Gold, ein helles Bier aus doppelter Fermentation, eingeführt. Es wurde 2009 in 1664 Gold umbenannt.

Im Jahr 1986 fusionierte die Brauerei von Champigneulles mit Kronenbourg, und seitdem gehört die Marke Kanterbräu zu den Brasseries Kronenbourg. Kanterbräu wurde später von der Brauerei in Rennes hergestellt. Im Jahr 2006 verkaufte Kronenbourg die Brauerei von Champigneulles an die deutsche TCB Beverages. Zur Gruppe gehören vier Brauereien: das Frankfurter Brauhaus in Frankfurt (Oder), Feldschlößchen in Dresden und Gilde in Hannover in Deutschland sowie die erwähnte „Brasserie de Champigneulles“ in Frankreich. Die Produktionskapazität der vier Brauereien der Gruppe beträgt rund 10 Millionen Hektoliter. Ab Ende 2006 wurde Kanterbräu in der Kronenbourg-Brauerei in Obernai hergestellt.

Seit Mai nicht mehr verfügbar

Im Mai 2023 verschwand die Marke Kanterbräu von der Website der Gruppe. Auch in den Regalen der Supermärkte und Bierhandlungen war bald Schluss. KB, oder Kanterbräu, gehört scheinbar der Vergangenheit an. Ob die Marke wohl irgendwann wiederbelebt wird?

„Actuellement Indisponible“ (Zur Zeit nicht verfügbar) – Seit Mai dieses Jahres sucht man vergeblich nach dem Bier von Meister Kanter …

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