Ein Schild und seine Geschichte: Kendall in Lille (F)
Ein 100 Jahre altes Emailschild – ich hätte es sogar noch älter geschätzt, so fett emailliert und stark gewölbt wie es ist – zu einer mir unbekannten Firma, hat mich zu einer Recherche inspiriert. Im Folgenden geht es um das Emailschild und seine Geschichte!
Das Reklameschild ist gerade mal 31 x 16 cm groß und zeigt als Motiv Eisberge im Ozean und darüber ein Zahnrad. Kendall kann man als Markenname in roten Lettern lesen, die wie das ganze Emailschild, sehr fett emailliert sind. Darunter eine Adresse: 22, Rue Gauthier de Châtillon in Lille. Lille ist die Hauptstadt der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs, nahe der Grenze zu Belgien. Aber, was hat das mit Eisbergen und Meer zu tun?





Ich gebe zu, es war etwas mühselig mehr über die Firma Kendall herauszufinden. Es gibt und gab deren eine ganze Riehe, die diesen Namen trugen: Kendall & Son etwa, oder auch Kendall & Sons. Aber die waren/sind alle im englischsprachigen Raum angesiedelt, nicht im Norden von Frankreich. Letztgenannte etwa produzierte Regenschirme und wetterfeste Damenbekleidung.
„Revolution“ in Sachen Braukunst
Schließlich wurde ich doch fündig. Das Schild, das sich noch nicht sehr lange in meinem Besitz befindet, gehört zu einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Maschinen und Kühlsysteme spezialisiert hatte, die vor allem für Brauereien gedacht waren.
Auf der offiziellen Webseite für Industriekultur der französischen Regierung erfährt man unter anderem, dass Kendall die Bierproduktion quasi „revolutioniert“ hat. Die „Société Française des Anciens Etablissements Kendall“ wurde 1921 in Lille von Gaëtan Savoye-Godin, einem Ingenieur in der Agrarindustrie, gegründet. Auf die allgemeine Versorgung von Brauereien hatte sich die Firma spezialisiert: Herstellung und Verkauf von Farben oder Spezialbeschichtungen für Fässer und Tanks. Es belieferte auch in größerem Umfang die anderen landwirtschaftlichen Industrien, insbesondere die Mälzereien.

Um die Geräte zur Bierproduktion zu verbessern, meldete die Firma Kendall zahlreiche Patente für Erfindungen an. Der „Gärtank mit konischem Boden“ (1934) erlaubte es beispielsweise, die dekantierten Produkte (Hefen, usw.) während der Herstellung zu evakuieren, dies über einen Hahn, der sich im unteren Teil des Bodens befand. Die fermentierte Flüssigkeit erreichte dadurch eine bessere Qualität.



Soweit zur Geschichte von Kendall. Das Emailschild dürfte übrigens sehr selten sein. Mir ist es im Laufe von fast vier Jahrzehnten Sammlertätigkeit noch niemals begegnet. Und irgendwie gefällt es mir nun, nachdem ich seine mehr über seine Geschichte in Erfahrung bringen konnte, nun noch besser! Und es ist ja auch schon fast, aber nur fast, ein Bierschild …
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