Von der Way und der Gerstensaft

Um 1930 revolutionierte ein Krefelder Werbegrafiker die Bierdarstellung in der Reklame

Diese Schilder kennt wohl jeder Sammler alter Blech- oder Emailreklame: Ein volles Bierglas mit üppiger Schaumkrone auf blauem Hintergrund. Darunter der Text: ‚frisches Bier‘ oder ‚kühles Bier‘. Doch wer steckt hinter dem Entwurf zu diesem Klassiker der deutschen Brauereireklame?

Heinz von der Way wurde als das jüngste von acht Kindern eines Bäckermeisters 22. Januar 1888 in Krefeld geboren. Seine frühe Ausbildung umfasste die Volksschule und die Knabenzeichenschule. Nachdem er eine Ausbildung zum Dekorationsmaler abgeschlossen hatte, begann er 1905 sein Studium an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Krefeld.

Bis dahin waren auf solchen Plakaten Flüssigkeiten in Gläsern dargestellt, die eher an Erbsensuppe als an Bier erinnerten.“

Heinz von der Way

Dort traf er u.a. auf den späteren expressionistischen Künstler und Grafiker Heinrich Campendonk. Ursprünglich plante er, Zeichenlehrer zu werden, musste jedoch diesen Plan verwerfen und entschied sich für eine Karriere als Gebrauchsgrafiker.

Nach seinem Studium lernte Heinz von der Way seine zukünftige Frau Marya Büttner während einer Wanderung mit dem Eifelverein kennen. Er vertiefte sein Können in der Malerei durch die Zusammenarbeit mit Wilhelm Krapoth und erweiterte seine Fähigkeiten in der Gebrauchsgrafik bei Reinhold Gruszka. Während des Ersten Weltkriegs diente er im Landsturm, wofür er später das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse erhielt.

„Das war der Schlager in der Brauereireklame“

Als eine Weseler Druckerei um 1930 einen Künstler suchte, der Bierwerbung für Brauereien realisieren sollte, bewarb er sich. So entstand auch die Grundidee zum Schild, um das es in diesem Sammler.Net-Beitrag geht. In seinen Memoiren schrieb er später dazu: „Bis dahin waren auf solchen Plakaten Flüssigkeiten in Gläsern dargestellt, die eher an Erbsensuppe als an Bier erinnerten. Die Aufgabe lautete, eine Bierglasdarstellung zu entwickeln, die außer einer Flackerklarheit des Bieres auch seine erfrischende Kühle visuell zum Ausdruck bringen sollte. Das erreichte ich durch folgende Tricks: das Bier selbst im Gegenlicht, starke Hell-Dunkel-Wirkung, den Schaum aber im Seitenlicht, der plastischen Wirkung wegen, besonders bei der ‚Pilsener Haube‘.

Die Kältewirkung? Ein frisch gezapftes Glas mit kaltem Bier beschlägt. Ein beschlagenes Glas aber hat keine Durchsicht und damit keine Klarheit. Durch das Anfassen des Glases nach dem Zapfen wird der Beschlag teilweise wieder abgewischt und die Klarheit wird an dieser Stelle sichtbar. Durch den Gegensatz wird die Wirkung sogar erhöht. Eine weitere Steigerung erzielte ich durch den ‚Kältetropfen‘, der über die beschlagene Stelle floss und eine charakteristische Bahn hinterließ. Das war der Schlager in der Brauereireklame.“

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Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er seine Karriere als Gebrauchsgrafiker fort. Seine innovativen Werbegrafiken für die oben erwähnte Weseler Druckerei, welche die Darstellung von Bier in der Werbung revolutioniert hatte, sicherten ihm zahlreiche Aufträge von Brauereien. 1949 erhielt er den Auftrag vom Deutschen Brauerbund für verschiedene Bier-Werbemotive ganz ohne Markenbezug.

Als Emailschild und als Blechschild in zwei Text-Versionen

In der „Rheinischen Post“ vom 25. Oktober 2013 kann man in der Berichterstattung zu einer Ausstellung über das Werk des Krefelders lesen: „Für viele niederrheinische Brauereien wie Wirichs, Rhenania,
Tivoli, Rixen in St. Tönis und Hannen in Mönchengladbach hat er vor dem Zweiten Weltkrieg besonders
aber in den 1950er Jahren Slogans und Grafiken entworfen. Die Werbesprüche waren so klar wie das
goldfarbene Bräu: ‚Kühles Bier‘ oder ‚Bier seit Jahrtausenden‘ stand in leuchtenden Buchstaben unter einem fotografisch akkurat gemalten Glas Pils.“

Das war die Geburtststunde des Schildes, um das es geht: Das volle Bierglas auf knallblauem Hintergrund, darunter der Text „Frisches Bier“, in einer anderen Variante „Kühles Bier“. Beide Schilder existieren sowohl als Email- als auch als Blechschild und wurden in hohen Auflagen von verschiedenen Schildermanufakturen über mehrere Jahre hergestellt. Dennoch sind sie heute in sehr gutem Zustand immer seltener zu finden.

Trotz seines Erfolgs als Gebrauchsgrafiker war Heinz von der Way auch als Maler aktiv. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1959 konzentrierte er sich verstärkt auf die Malerei, insbesondere Landschaften am Niederrhein und Porträts. Er war finanziell unabhängig genug, um sich über die als veraltet geltende Arbeitsweise durch Fotografie hinwegzusetzen.

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Zusammen mit anderen Künstlern gründete von der Way 1945 die Niederrheinische Künstlergilde e. V. und wurde deren Vorsitzender. Die Gruppe, die eine eher konservative Kunstrichtung vertrat, führte regelmäßig Ausstellungen in der Region durch und hielt Diskussionen und Fachvorträge ab. Von der Way verstarb 1973, und nach seinem Tod verlor die Gilde schnell an Bedeutung in der Kunstszene Krefelds.

Quellen: Wikipedia.org, Rheinische Post

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