Schneller Überblick

Wer kennt sie nicht – die bunten Goldbären, die seit Jahrzehnten Kinderaugen zum Leuchten bringen und Erwachsene in Kindheitserinnerungen schwelgen lassen? Hinter dem wohl bekanntesten Gummibärchen der Welt steht eine der bemerkenswertesten Unternehmergeschichten Deutschlands.
Die Geschichte beginnt bescheiden: Am 13. Dezember 1920 ließ Johann „Hans“ Riegel seine Firma Haribo in das Handelsregister der Stadt Bonn eintragen.
Der Name ist ein cleveres Akronym – Hans Riegel Bonn. Was heute wie eine global durchdachte Markenstrategie wirkt, begann mit einem simplen Startkapital: einem Sack Zucker, einem Kupferkessel, einer Marmorplatte und einem Hocker.
Zwei Jahre später erfand Hans Riegel ein Produkt, das die Welt der Süßigkeiten verändern sollte: den Vorläufer der heutigen Goldbären – damals noch als „Tanzbären“ bekannt. Diese waren größer, weicher und aus Gummi arabicum gefertigt. Erst später setzte sich Gelatine als Grundstoff durch.

Mit Erfindungsgeist und einem untrüglichen Gespür für den Geschmack der Massen wuchs Haribo schnell. In den 1930er Jahren expandierte das Unternehmen ins Ausland – etwa nach Kopenhagen – und begann mit der Produktion von Lakritz.
Haribo in der Welt der Sammler
Bemerkenswert ist, dass Haribo den Weg zum Erfolg ganz ohne damals übliche, großangelegte Werbekampagnen mit Plakaten, Blechschilder und Emailschildern schaffte: Es gibt keine alten Originale in diesen Bereichen, alle Blechschilder beispielsweise, die heute auf dem Markt sind, sind rezente Phantasieprodukte.
Sammlern bleiben aber u.a. alte Verpackungen, wie beispielsweise Blechdosen, Verkaufsständer und ähnliches. Am häufigsten findet man etwa Sammelfiguren.

In der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ wurde am Freitag, den 23. Mai 2025 eine seltene Präsentationsmappe mit der Produktpalette von Haribo aus den 1950er Jahren für 100€ versteigert. Experte Sven Deutschmanek hatte sie zuvor auf 90-130€ geschätzt.
Und auch in der Welt der Kunst spielt Haribo eine – eher unerwartete, aber durchaus interessante – Rolle. Von Gemälden, die Haribo-Produkte als Motiv verwenden, bis hin zu Kunstwerken, die sich mit der Marke und ihren ikonischen Produkten auseinandersetzen, gibt es verschiedene Ausdrucksformen.
Haribo selbst hat auch schon Künstler beauftragt, um seine Produkte zu präsentieren, insbesondere den Goldbären.
Süßes Wachstum trotz harter Zeiten
Doch auch Haribo blieb von den Wirren des Zweiten Weltkriegs nicht verschont. Rohstoffknappheit bremste die Produktion. Nach dem frühen Tod des Firmengründers 1945 führten zunächst seine Frau und später die beiden Söhne Hans junior und Paul Riegel das Unternehmen weiter.
Die Rollenverteilung war klar: Hans junior wurde das Gesicht der Marke, während Paul im Hintergrund neue Produkte entwickelte. Ein Gespann, das Haribo durch kluge Zukäufe – darunter Marken wie Maoam, Dunhills (Großbritannien) und Ricqles Zan (Frankreich) – zur internationalen Größe machte.
Wie so oft bei Familienunternehmen blieb auch Haribo nicht von internen Konflikten verschont. Nachdem Hans junior zunächst seinen Neffen Hans-Jürgen als Nachfolger präsentierte, kam es zum Zerwürfnis – und zur offenen Frage, wer das Erbe der Goldbären antreten sollte.
2010 wurde die Unternehmensstruktur erneuert
Erst 2010 wurde die Unternehmensstruktur neu geordnet: Die Haribo-Holding GmbH & Co. KG entstand, gehalten zu gleichen Teilen von den Familienzweigen Hans und Paul Riegels. Eine neue Führung, neue Strukturen – aber mit der alten Vision.

2013 starb Hans Riegel junior. Seitdem führt die von ihm gegründete Hans Riegel-Stiftung sein Erbe weiter. Die operative Leitung liegt heute bei einer neuen Generation von Geschäftsführern, unter ihnen auch die Söhne Paul Riegels.
Haribo hat sich längst vom rein deutschen Hersteller zur internationalen Größe gewandelt. Mit rund 7000 Mitarbeitern, Produktionsstätten in mehreren europäischen Ländern und einer Präsenz in über 100 Märkten weltweit ist das Unternehmen so stark aufgestellt wie nie zuvor. Der traditionsreiche Standort Bonn spielt weiterhin eine Rolle, auch wenn die Firmenzentrale seit 2018 im rheinland-pfälzischen Grafschaft liegt.
Schattenseite des Erfolgs
Nicht alles an Haribos Geschichte ist jedoch zuckersüß. So geriet das Unternehmen im Jahr 2000 unter Verdacht, während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter beschäftigt zu haben – ein Vorwurf, den Haribo stets bestritt. 2012 verhängte das Bundeskartellamt ein Bußgeld von 2,4 Millionen Euro wegen Preisabsprachen. Doch selbst diese Kontroversen konnten der Erfolgsgeschichte wenig anhaben.
Haribo ist mehr als ein Süßwarenhersteller – es ist ein Stück deutscher Industriegeschichte, ein Symbol für Kreativität, Familientradition und Wandel. Was einst mit einem Kupferkessel begann, begeistert heute Menschen auf der ganzen Welt. Und eines ist sicher: Solange es Kinder und junggebliebene Erwachsene gibt, werden die Goldbären weiterhin tanzen.
Zeitleiste: Meilensteine bei Haribo
Jahr | Ereignis |
---|---|
1920 | Gründung durch Hans Riegel in Bonn |
1922 | Erfindung des „Tanzbären“, Vorläufer der Goldbären |
1945 | Nach Tod von Riegel übernehmen seine Söhne die Führung |
1961 | Erste Auslandsakquise: Haribo Nederland |
1982 | Goldbären-Start in den USA |
2000 | Vorwurf der Zwangsarbeit im Dritten Reich – Haribo bestreitet |
2010 | Umstrukturierung zur Haribo-Holding |
2013 | Tod von Hans Riegel junior |
2018 | Verlegung des Firmensitzes nach Grafschaft (RLP) |
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