Zeiss Ikon: Innovationen & Inszenierungen

Von legendären Klappkameras bis zur Antwort auf die Leica – ein Blick zurück auf eine Marke, die ab 1926 Fotogeschichte schrieb und dabei auch auf breit angelegte und wirkungsvolle Reklamekampagnen zurückgriff.

Das Logo von Zeiss Ikon:
Stilisiertes Tessar-Objektiv.

Wenn man heute den Namen Zeiss Ikon hört, denken viele sofort an nostalgisch glänzende Metallgehäuse, feinmechanische Präzision und den typischen „Klick“, der einst Millionen Momente für die Ewigkeit einfing.

Doch hinter der fast 100 Jahre alten Marke verbirgt sich mehr als nur hochwertige Kameratechnik – es ist die Geschichte eines Visionärs der Bildkultur, eines Giganten der Fototechnik, der durch kühne Innovation, elegantes Produktdesign und geschicktes Marketing zur Ikone wurde.

Ein Imperium aus vier Säulen

Gegründet wurde Zeiss Ikon 1926 durch die Fusion von vier Traditionsunternehmen – ICA, Contessa-Nettel, Goerz und Ernemann. Es war eine der größten Unternehmenszusammenschlüsse der Weimarer Republik, orchestriert vom Optikriesen Carl Zeiss in Jena. Sitz der neuen AG: Dresden, das „Silicon Valley“ der deutschen Kamerabaukunst.

Frühes Zeiss Ikon Emailschild aus den 1920er Jahren mit einer Klappkamera. Dieses Exemplar wechselte am 12. Mai 2023 in Worms für 540 Euro zzgl. Provision den Besitzer. (Bild: Wormser Reklame-Auktion)

Der Markenname „Ikon“ stammt vom griechischen „εἰκών“ – Bild – und stand sinnbildlich für die Mission: das perfekte fotografische Abbild.

Kameras: Vom Alltagsgerät zur Designikone

Zeiss Ikon war nie einfach nur Kamera-Hersteller. Es war Bildmacher, Stilgeber, Technik-Pionier. Zu den Stars im Portfolio gehörten Klassiker wie:

📸 Contax – Die Leica-Herausforderin

1932 präsentierte Zeiss Ikon die Contax, eine High-End-Messsucherkamera mit Wechselobjektiven, gemacht für Profis und ambitionierte Amateure. Ihr Ziel war klar: Leica herausfordern – und im besten Fall übertreffen. Tatsächlich bot die Contax ein robustes Metallgehäuse, einen Schlitzverschluss aus Titan und Zeiss-Objektive der Spitzenklasse.


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1936 folgte die Contax II, die erste Kamera mit integriertem Entfernungsmesser – ein Meilenstein der Kameraentwicklung. In ihr vereinte sich technologische Raffinesse mit zeitloser Eleganz.

📷 Ikonta & Nettar – Volkskameras mit Format

Neben Profiwerkzeugen baute Zeiss Ikon auch „Kameras fürs Volk“ – faltbare Ikontas mit Tessar-Objektiv, preisgünstigere Nettars und die ikonische Box Tengor. Sie waren robust, leicht bedienbar und erschwinglich – perfekte Reisebegleiter und Familienchronisten.

🌀 Contaflex & Tenax – Technische Finesse trifft Kompaktheit

Mit der Contaflex brachte Zeiss Ikon 1936 eine Kleinbildkamera mit zwei Objektiven auf den Markt – eine Spiegelreflexkamera, die ihrer Zeit weit voraus war. Die Tenax wiederum war eine Kompaktkamera für Schnappschüsse im 24×24-Format – handlich, schnell, präzise.

Marketing der Moderne: Wie Zeiss Ikon zur Marke wurde

Schon in den 1920er Jahren erkannte Zeiss Ikon, dass Technik allein nicht reicht – das Bild der Marke musste inszeniert werden. Die Werbung war wegweisend, ästhetisch modern, visuell kraftvoll. Plakate zeigten elegante Menschen mit Kamera in der Hand – unterwegs in den Alpen, beim Picknick, im Auto. Fotografie wurde als Lebensstil verkauft, als Symbol von Freiheit, Entdeckungslust und Modernität.

Zeiss Ikon warb nicht mit trockenen Specs, sondern mit Emotionen. In Magazinen, auf Messen, in Schaufenstern prangten Slogans wie „Erleben Sie das Bild“ oder „Die Kamera der Zukunft“. Auch die Produktnamen – Contax, Contaflex, Ikonta – klangen nach Technik, Fortschritt, Weltgewandtheit.

Nicht zu vergessen: Das ikonische Logo – ein stilisiertes Zeiss Tessar-Objektiv – wurde zum Siegel für Qualität „Made in Germany“.

Seltenes Zeiss Ikon Emailschild bei „Bares für Rares“

Die Firma gab auch eine ganze Reihe an emaillierten Werbeträgern heraus. Vom kleinen Emailschild im Türschild-Format bis hin zur beeindruckenden, sogenannten „Eisenbahn-Reklame“, Schilder im Format von ca. 120 x 80 cm, war alles dabei. Letztere wurden an Bahnhöfen, aber auch entlang der Strecken sowie an Kreuzungen in den Städten aufgestellt.

Ein junges Paar aus Hannover hat am Freitag, den 25. April 2025 ein großes Emailschild bei „Bares für Rares“ für 450€ verkauft. Hätten sie es an einen Sammler verkauft, wäre weitaus mehr drin gewesen … (Screenshot: ZDF)

Am Freitag, den 25. April 2025 wurde genau ein solch großes Emailschild bei „Bares für Rares“ verkauft. Auf dem seltenen Teil erkennt man auf gelbem Hintergrund das Zeiss Ikon Logo über einer Contax-Kamera der ersten Generation.

Des weiteren sieht man eine Werbung für Photo-Günter aus Hannover, dem dortigen Vertriebspartner der Marke. Mit dieser Zusatz-Reklame wurden wohl nur einige wenige Schilder produziert.

Ein junges Paar – Nora und Björn – aus Hannover hatte es nach Pulheim gebracht. Das riesige Schild aus den 1930er Jahren befand sich im Zustand 2- und wurde von Detlef Kümmel auf 300 bis 400 Euro geschätzt. Das Paar hatte sich deren 300 gewünscht, so dass Horst die Händlerkarte parat halten konnte.

Beeindruckendes Format von 120 x 80 cm: Das „E“ in der Raute oben rechts am Eck steht für „Deutsche Eisenbahn Reklame“. Hergestellt wurde das Schild um 1935 bei Boos & Hahn in Ortenberg/Baden. (Screenshot: ZDF)

Im Verkaufsraum schlug schließlich Jos van Katwijk zu und schnappte sich das Riesenteil für 450 Euro. Den eigentlichen Wert könnte man aber durchaus höher ansetzen: 650 bis 750 Euro dürfte es einem Sammler sicherlich wert sein, bei besserem Zustand wäre wohl auch ein vierstelliger Betrag drin.

Dunkle Jahre, geteilte Wege & Comeback

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die zivile Kameraproduktion weitgehend eingestellt – stattdessen fertigte Zeiss Ikon Rüstungsgüter und setzte auch Zwangsarbeiter ein. Die Werke in Dresden wurden gegen Kriegsende teilweise zerstört, und 1948 wurde das Unternehmen in der DDR enteignet.

So entstand ein doppeltes Erbe: In Ostdeutschland entwickelte sich der VEB Pentacon, später bekannt durch die Praktica, während im Westen die Zeiss Ikon AG in Stuttgart weiter Kameras für die Welt baute – etwa die Contaflex Super oder die edle Contarex.


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2005 – fast 80 Jahre nach der ersten Contax – kehrte der Name Zeiss Ikon auf die Kamerabühne zurück: Die ZI, eine hochwertige analoge Messsucherkamera für 35 mm Film, wurde in Zusammenarbeit mit Cosina (Japan) neu aufgelegt. Ein Liebhaberstück für Puristen, ein Statement gegen die digitale Flut.

Zeiss Ikon steht für eine Ära, in der Fotografie noch Magie war, Handwerk Kunst, und Kameras mit Liebe zum Detail gefertigt wurden. Die Marke verkörperte nicht nur technologische Exzellenz, sondern auch den Traum vom perfekten Bild – und inszenierte ihn meisterhaft.

Heute lebt das Erbe in Museen, Sammlungen und Herzen von Liebhabern weiter – und zeigt: Manchmal ist ein „Klick“ mehr als nur ein Geräusch. Es ist der Anfang einer Geschichte.


Infobox: Zeiss Ikon in Zahlen und Fakten

JahrEreignis
1926Gründung der Zeiss Ikon AG durch Fusion von vier Firmen
1932Vorstellung der ersten Contax als Leica-Konkurrenz
1936Einführung der Contax II mit gekoppeltem Entfernungsmesser
1945Zerstörung großer Teile des Werks in Dresden
1948Enteignung – Gründung von VEB Pentacon in der DDR
1972Produktionsende der klassischen Zeiss-Ikon-Kameras
2005Comeback mit der analogen Zeiss Ikon ZI

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