Schneller Überblick

Die Ursprünge der heute weltweit bekannten Marke Knorr reichen bis ins Jahr 1838 zurück, als Carl Heinrich Theodor Knorr in Heilbronn den Grundstein legte. Was mit einem kleinen Gemischtwarenladen begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem der größten Lebensmittelhersteller der Welt – eine Geschichte voller Innovationen, Rückschläge und Erfolge.
Alles begann am 29. August 1838, als der damals 38-jährige Carl Heinrich Theodor Knorr seinen Laden in der Heilbronner Kaiserstraße eröffnete. Knorr war ein Mann mit Unternehmergeist und Visionen. Bereits kurze Zeit später, am 28. September desselben Jahres, erhielt er die Genehmigung zum Bau einer Zichorienfabrik. Zichorie, eine Pflanze, deren Wurzel als Kaffeeersatz diente, war in jenen Tagen besonders gefragt. Knorrs Fabrik, vor den Toren Heilbronns gelegen, wuchs rasch und beschäftigte bald 53 Arbeiter – die größte Fabrik in der Stadt.
Doch das Glück war nicht von Dauer. Im Jahr 1855 musste Knorr seine Zichorienfabrik an seinen Schwager August Closs verkaufen. Auch ein weiteres unternehmerisches Vorhaben, eine Tuchfabrik, scheiterte bereits nach einem Jahr. Doch Knorr gab nicht auf. Er gründete ein Handelsgeschäft für Reis, Gerste und andere Landesprodukte, das seinen Namen „C. H. Knorr Engros-Geschäft“ trug. Während das genaue Gründungsdatum unklar bleibt, taucht das Unternehmen 1868 erstmals in den Handelsregistern auf.
Der Durchbruch in den 1870er Jahren
Der Durchbruch kam schließlich in den 1870er Jahren, als Knorr begann, Mehl aus Hülsenfrüchten wie Erbsen und Linsen herzustellen. Diese Innovation legte den Grundstein für das, wofür Knorr heute bekannt ist: Suppen. 1873 startete das Unternehmen mit der Produktion von Suppenpräparaten, die weltweit exportiert wurden. Schon damals war Knorr eine Marke, die für Qualität stand, symbolisiert durch das Firmenlogo: einen Bienenkorb, Sinnbild für Fleiß und Gemeinschaft.

Nach dem Tod von Carl Heinrich Theodor Knorr im Jahr 1875 übernahmen seine Söhne Eduard und Alfred die Führung des Unternehmens. Sie führten neue Technologien ein, entwickelten Versuchsgärten, um die Qualität der Suppenzutaten zu verbessern, und errichteten 1884 eine Mühle im Heilbronner Südviertel, die zur Basis für die Expansion des Unternehmens wurde.
Ab 1885 wagte Knorr den Sprung ins Ausland. Zunächst eröffnete das Unternehmen Produktionsstätten in Österreich und der Schweiz, um Einfuhrzölle zu umgehen. Die Produktpalette wuchs stetig: Neben den ersten Tütensuppen entwickelte Knorr ab 1886 Tafelsuppen und später die legendäre Erbswurst, die 1889 auf den Markt kam.

Die kontinuierliche Expansion führte schließlich 1899 zur Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Das Unternehmen war auf Erfolgskurs. 1901 wurde eine Niederlassung in Paris eröffnet, weitere folgten in Berlin, Wels (Österreich), Thayngen (Schweiz) und Monza (Italien). Der Name Knorr stand nun international für schmackhafte und einfache Lebensmittel.
Nicht zu bremsender Erfolg
Auch schwierige Zeiten, wie der Erste Weltkrieg, konnten Knorr nicht bremsen. Trotz des Mangels an Arbeitskräften und Rohstoffen konnte das Unternehmen dank großer Aufträge des Heeres weiter produzieren. Nach Kriegsende musste das Werk jedoch vorübergehend die Produktion einstellen, bevor es in den 1920er Jahren wieder zu neuer Blüte fand.
Mit Beginn der NS-Diktatur in den 1930er Jahren profitierte Knorr von den staatlichen Preisregulierungen. Das Unternehmen erreichte 1938 mit 3.000 Beschäftigten einen historischen Höchststand.
Auch der Zweite Weltkrieg brachte erneut große Herausforderungen, insbesondere durch Rohstoffknappheit und Kriegsschäden. Die Fabrik wurde 1944 bei einem Luftangriff schwer beschädigt, doch nach Kriegsende nahm Knorr rasch wieder die Produktion auf. Bis 1945 beschäftigte das Unternehmen wieder 650 Mitarbeiter.
Die Nachkriegsjahre waren geprägt von Modernisierung und Expansion. 1958 übernahm Maizena die Mehrheit der Knorr-Aktien und wandelte das Unternehmen in eine GmbH um. Trotz dieser Übernahme blieb der Name Knorr erhalten – und wuchs weiter zu einer der bekanntesten Lebensmittelmarken weltweit.

Die Werbung spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Knorr und war entscheidend für den Aufbau der Marke und ihrer internationalen Reichweite. Knorr erkannte früh, dass erfolgreiche Reklame nicht nur ein Mittel war, um Produkte bekannt zu machen, sondern um eine emotionale Bindung zu den Konsumenten aufzubauen.
Im Laufe der Jahrzehnte nutzte das Unternehmen verschiedene innovative Mittel und Strategien, um seine Zielgruppe zu erreichen und den Markenkern zu stärken.
Emotionale Bindung dank erfolgreicher Reklame
Bereits in den frühen Jahren setzte Knorr auf Symbolik, um seine Produkte als verlässlich und qualitativ hochwertig darzustellen. Der Bienenkorb, der zum Markenzeichen des Unternehmens wurde, symbolisierte Fleiß und ein produktives Miteinander, was perfekt zu den ideellen Werten des Unternehmens passte. Diese frühe Form von Markenidentität half Knorr, sich von anderen Herstellern abzuheben und ein positives Image zu vermitteln.
Knorr setzte auf die Internationalisierung, um neue Märkte zu erobern. Besonders beachtenswert war die Teilnahme an bedeutenden Ausstellungen und Messen, wie der Heilbronner Gewerbe- und Industrieausstellung 1897, bei der Knorr mit einem gepressten Gemüseblock von einem Kubikmeter Größe für Furore sorgte, der symbolisch die Fähigkeit der Marke verdeutlichte, Massen zu ernähren.
Auch die Verwendung der Knorr-Produkte bei Fridtjof Nansens Nordpol-Expedition 1893 diente als hervorragende PR-Maßnahme, die den Nutzen der Produkte in Extremsituationen unter Beweis stellte und das Vertrauen der Konsumenten in die Qualität der Marke stärkte.
Werbefiguren und Maskottchen
Ab den 1940er Jahren setzte Knorr auf Maskottchen, die zu wahren Kultfiguren wurden. Insbesondere in der Schweiz wurde die Werbefigur „Knorrli“, ein kleines Männchen mit Zipfelmütze, Holzschuhen und Kochlöffel, zum Markensymbol. Knorrli stand für den sympathischen, bodenständigen Charakter der Marke und wurde zu einem beliebten Gesicht der Schweizer Kampagnen.

In Deutschland war in den 1960er Jahren der Ochse „Knorri“ die zentrale Werbefigur. Diese charmante Figur wurde auf zwei Beinen dargestellt, ebenfalls mit einem Kochlöffel in der Hand, und vermittelte den Eindruck eines vertrauenswürdigen und kompetenten Küchenhelfers. Auch die Figur „Stocki“, eine halb geschälte Kartoffel, die das gleichnamige Instant-Kartoffelpüree bewarb, wurde populär.

Im Jahr 2000 ging Knorr schließlich in den Besitz des britisch-niederländischen Konzerns Unilever über. Doch die Geschichte von Knorr bleibt auch heute eng mit dem Gründungsort Heilbronn verbunden – eine Stadt, die bis heute stolz auf das Erbe einer der ältesten Lebensmittelmarken der Welt ist.
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