Häufig zu finden ist dieses Schild nicht, die Größe imponiert, der Zustand ist nicht gerade der beste, der am heutigen Dienstag bei BfR bezahlte Preis dürfte wohl Verkäuferin wie Käufer zufriedengestellt haben. 500€ bekam die charmante Dame, die das Schild vor 25 Jahren – noch als Kind – auf einem Flohmarkt erworben hatte, für das schwere Teil Historischer Reklame.
20 Mark hatte die Dame, die bei Horst Lichter mit ihrer Mutter erschienen war, seinerzeit für das schwere, 100 x 50 cm große Emailplakat bezahlt. Experte Sven Deutschmanek erklärte, dass es sich bei dem Stollwerck-Schild um ein solches aus der Zeit um 1910 handeln müsste und dass dieses in perfektem Zustand sicherlich 1.500 bis 2.000€ wert sein würde.
20 Mark im Einkauf, 500€ im Verkauf
Perfekt war der Zustand jedoch längst nicht: Die Oberfläche zeigt Kratzer auf, es gibt einige Abplatzer und auch leichter Substanzverlust ist zu bemängeln. Auf bis zu 400€ bewertete der Experte das Exemplar schließlich.
So gesehen sind die 500€, die die Dame letztendlich im Händlerraum geboten bekam, ein echt guter Erlös. Und rund 50 Mal mehr, als sie selbst einmal dafür bezahlt hatte.
Ob es auch für den Käufer, BfR-Händler Christian Vechtel, ein gutes Geschäft war, wird sich erst noch zeigen müssen. Auf jeden Fall wird die Gewinnspanne mit der heute realisierten nicht im entferntesten realisierbar sein.
Das Schild muss jedoch um einiges älter sein, als dies Experte Deutschmanek einschätzte. Betrachtet man nämlich den Text im unteren Bereich des Schildes, sieht man, dass hier von 63 Medaillen, die das Schokoladenunternehmen bereits einheimsen konnte, Rede ist.
- Anticomondo GmbH(Autor)
Auf einem weitaus attraktiveren Stollwerck-Schild, das aus der Zeit um 1895 stammen dürfte, und das vergangenes Jahr für beeindruckende 34.000€ zzgl. Aufgeld versteigert wurde, ist schon von 65 Medaillen Rede.
So gesehen muss das heute bei BfR veräußerte Emailschild noch älter sein und sicherlich aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts stammen.
Zu dem hellblauen Stollwerck-Schild schreibt Auktionator Marc Trapp im Katalog: „Zweifelsohne eines der frühesten Emailschilder zu Werbezwecken überhaupt, Köln um 1895 (…) ein Meisterwerk der Bergmann Industriewerke Gaggenau i. Baden, 28 x 45 cm, Glanz und Farbe perfekt erhalten, die Oberfläche absolut kratzerfrei. Das Schild gilt als der heilige Gral unter den deutschen Schriftschildern.„
Ihm sei lediglich ein weiteres Exemplar bekannt, so der Wormser, und das „in deutlich schlechterer Erhaltung„. Auf jeden Fall ist dieses Schild sowohl von der Machart her, die wesentlich aufwändiger und feiner ausgeführt wurde, als auch vom Zustand nicht mit demjenigen aus der Trödelshow mit Horst Lichter zu vergleichen.
Und so kann man auch die erzielten Erlöse nicht miteinander messen.
Ein noch älteres Stollwerck-Schild
Sammler.Net hat sich an Rico Böhme von der Seite Historische-Reklame.de gewendet, die sich auf die Wertermittlung von Original-Emailplakaten spezialisiert hat, und siehe da, in dessen Datenbank befindet sich ein weiteres Schild in genau der Machart wie dasjenige von BfR. Es wurde im Mai 2013 bei Micky Waue in Friedrichsdorf versteigert.
Das Schild erzielte bei einem Schätzpreis von 800€ deren 380, zzgl. Provision. Der Zustand des Schildes war allerdings wesentlich besser. Außerdem muss es noch älter sein, da hier lediglich von 57 Medaillen die Rede ist.
Wenn man weiß, dass sich die Preise für gut erhaltene Original-Emailschilder in den letzten zehn Jahren vervielfacht haben, liegt Deutschmanek mit seiner Einschätzung von bis zu 2.000€ für ein sehr gut erhaltenes Exemplar wohl nicht falsch, für ein ‚perfekt erhaltenes‘ würde dieser Betrag aber kaum reichen.
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