Auch im 21. Jahrhundert tauchen immer noch unbekannte Emailschilder auf, so wie dieses kleine Juwel, dessen Besitzer sich nun über eine bekannte Facebook-Gruppe zum Thema (Emailleschilder und alte Reklame) an den großen Kreis der Schildersammler wandte, um etwas über den Wert seines Schildes zu erfahren.
Irgendwann zwischen 1900 und 1910, so genau wissen die Nachfolger der Unternehmensgründer es nicht mehr, errichtete die Familie Döhrn in Wesel am Rhein – eine der Hansestädte, die nicht an der Meeresküste, sondern im Landesinneren liegen – die 1. Dampfwäscherei des Ortes.
Bestanden hat sie bis 1978. „Wir hatten mal eine Wäscherei und dieses Schild hing schon vor dem 2. Weltkrieg an dem Schornstein des Betriebes. Der Schornstein stand noch bis Ende der 70er Jahre und wurde dann abgebaut. Das Schild konnte ich damals retten. Es hat eine Größe von 30x30cm und ist im perfekten Zustand.“ schrieb Ekkart Döhrn auf Facebook.
Mit dieser Information und einem Bild des Schildes wandte er sich am Donnerstag, den 14. November 2024 an die Öffentlichkeit und fragte: „Ich denke, dass es kein 2. Mal auf dem Markt zu finden ist. Was könnte es heute wert sein?“
Beim Schornsteinrückbau gerettet
Das Schild hing an der Außenseite des Kamins, gegenüber und auf Höhe des Fensters zu seinem Kinderzimmer, so dass er von klein auf auf den emaillierten Reklameträger blicken konnte: „Ich habe es immer gesehen und mich gewundert, weshalb man ‚Ekkart‘ falsch geschrieben hat“, betont er Sammler.Net gegenüber mit einem Lächeln.
Er war 19 Jahre alt, als der Kamin zurückgebaut wurde und er das Emailschild sichern konnte, das ansonsten sicherlich in der Schrottpresse gelandet wäre. Das mag man sich gar nicht erst vorstellen, doch es erging wohl den meisten, wenn nicht gar allen Schildern der Dortmunder Fabrik für Schornsteinbau so, ansonsten wären wohl bereits andere aufgetaucht.
Die Reaktionen auf den Beitrag von Ekkart Döhrn ließen nicht lange auf sich warten. „Richtig geiles Schmuckstück und das, wenn ich das richtig sehe, im feinsten Zuckerguss. Immer wieder faszinierend was für Teile auftauchen“ meinte ein User. „Brutal – Glückwunsch!“ resümierte den Schilderfund ein weiterer.
Auch Schätzungen betreffend den möglichen Wert des Uralt-Schildes folgten rasch: „Tolles Stück für das man keinen Preis nennen kann, da es Nix vergleichbares gibt – sowas in einer Auktion wird irgendein vierstelliger Zuschlag, schätze zwischen 1000 und 3000 Euro – es sollte aber in seiner Heimat bleiben und aus meiner Sicht sogar museumswürdig!“ So eine der vorsichtigeren Meinungen, andere Gruppenmitglieder schätzten das Schild noch teurer ein.
Das Unternehmen Ernst Eckardt aus Dortmund
Ganz genau wird man es nur wissen, wenn es denn tatsächlich mal zu einem Verkauf in einem der spezialisierten Auktionshäuser kommen wird. Doch wenden wir uns mal vom schnöden Mammon ab und betrachten das Schild genauer.
Auf einem hellblauen Hintergund, dessen Rand eine weiße Zuckerguss-Linierung aufweist, erkennt man, ebenfalls in fetter weißer Emaillierung mit schwarzer Schattierung den Namenszug Ernst Eckardt und die Ortsangabe Dortmund.
In der Schildmitte sehen wir das Markenzeichen des Unternehmens, einen (bereits rauchenden) Schornstein, an dem ein Arbeiter zu sehen ist. „Eingetragene Schutzmarke“ steht dabei. Wann genau diese Schutzmarke eingetragen wurde, darüber haben wir leider keine Angaben gefunden.
Eine Anzeige aus der „Posener Zeitung“ vom 12. Mai 1895 liefert aber einige Informationen über Ernst Eckardt und seinen Betrieb. Ernst Eckardt war Civil-Ingenieur und gründete 1875 in Dortmund eine Fabrik für den Bau von Schornsteinen.
Außerdem führte der Betrieb, der in der Ardeystraße auf Nummer 4 angesiedelt war, Schornstein-Reparaturen durch, errichtete Blitzableiter-Anlagen, war ebenfalls auf das Einmauern von Dampfkesseln und das Errichten von Ruf- und Funkempfängern spezialisiert.
Leider ist nicht bekannt, wie lange der Dortmunder Betrieb Eckardt bestand. Aber immerhin: Ohne den anderen Ekkart und sein „gerettetes Schild“ würde heute wohl kaum jemand über diese Fabrik für Schornsteinbau reden – oder wie hier auf Samler.Net – schreiben. Eine schöne Geschichte auf jeden Fall!
Hinterlasse jetzt einen Kommentar