FIAG: Ein Stück Kolonialgeschichte in Emaille wirft Fragen auf

Immer wenn ein Reklameobjekt den Weg in unsere Sammlung findet, versuche ich mehr darüber herauszufinden. Das war denn bei diesem kleinformatigen Emailschild aus der Zeit um 1920 nicht anders. Doch leider fruchteten meine Recherchen bislang nicht so richtig, so dass ich mich darüber freuen würde, wenn jemand, der mehr über die FIAG, die Fahrrad Import A-G weiß, einen Kommentar hinterlassen, oder mich kontaktieren würde!

Das kleine Schild besticht auf vielfältige Art: Die verschlungenen Lettern des Schriftzugs FIAG, in knalligem Rot und einen Hauch von Jugendstil versprühend, die schwarze Zitterschrift mit der Angabe „Fahrrad Import A-G“, die Darstellung des elegant gekleideten jungen Mannes, der sichtlich stolz vor seinem Rad posiert und dabei lässig eine Zigarette in der rechten Hand hält. Dazu im starken Kontrast der gelbe Hintergrund. Meine Frau und ich waren sofort in das Emailschild verliebt und mussten es haben.

Produziert hatte dieses Stück Historische Reklame die Firma Ferro Email (C. Robert Dold) aus Offenburg in Baden. In den Einsatz kam es allerdings viele tausend Kilometer entfernt, in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien. Ansässig war die FIAG damals in Bandung (damals Bandoeng) im Landraadweg auf Nummer 3. Dort war der Hauptsitz (Hoofdkantoor), eine Filiale fand sich im Pangeran Soemedangweg auf Nummer 6, ebenfalls in Bandung. Außer Fahrrädern importierte das Unternehmen u.a. auch Nähmaschinen der Marke Pfaff.

Landraadweg in Bandung um 1910: Irgendwo hier muss die FIAG ihre Haupgeschäftsstelle gehabt haben

FIAG war wohl ein deutsches Unternehmen

Doch wer genau hinter der FIAG steckte, darüber findet man auf Anhieb keine Informationen, auch nicht wie lange es die Firma gab. In Berliner Bundesarchiv allerdings existiert ein Dokument des damaligen Reichswirtschaftsministeriums aus den Jahren 1936/37, in welchem es um Exportkredite, Kreditversicherung und Garantien für den Wirtschaftsausbau im Ausland geht, und in dem auch die „FIAG „Fahrrad-Import AG (Fiag), Bandoeng/Niederländisch-Indien“ erwähnt wird. Leider lässt sich online hier keine genauere Recherche durchführen.

Vielleicht weiß ja jemand unter Ihnen mehr über dieses Unternehmen, das offensichtlich unter deutscher Leitung gestanden haben muss, was nicht nur aus der Tatsache des Vorhandenseins des angesprochenen Dokumentes hervorgeht, sondern auch durch die verwendete Sprache auf dem Emailschild hervorgeht: „Fahrrad Import A-G“. Signiert ist das Schild rechts unten neben dem Vorderrad mit „Ensink.“ Auch über diesen Künstler konnte ich bislang keine weiteren Informationen erhalten, außer, dass es sich wohl um einen Niederländer handelt.

Neben der kleinformatigen Version, die nun unsere Sammlung bereichert, ist übrigens noch eine größerer und extrem seltene, gewölbte Ausführung im Format von ca. 70 x 50 cm bekannt. In den letzten Jahren sind nur wenige FIAG-Schilder bei Auktionen aufgetaucht. Bei der 38. Waue-Auktion im Dezember 2019 erzielte ein kleinformatiges Exemplar im schlechteren Zustand 2 bei einem Schätzpreis von 1.500€ deren 1.100€ zus. 20,23% Aufgeld.

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