Seit 100 Jahren wird NIVEA in einer runden, blauen Dose mit weißer Beschriftung vermarktet. Die Historie der Marke NIVEA ist mehr als Hautpflege – sie ist ein Stück Kulturgeschichte. Ein Blick hinter die Kulissen eines Hamburger Weltkonzerns.
Wenn man an Hautpflege denkt, fällt ein Name fast reflexartig: NIVEA. Doch hinter der berühmten blauen Dose steckt weit mehr als nur ein Kultprodukt, ein traditionsreicher Konzern mit globaler Strahlkraft: die Beiersdorf AG.



Im Herbst 1880 ließ sich der märkische Apotheker Paul Carl Beiersdorf in Hamburg nieder – nahe der St.-Michaelis-Kirche. Mit physikalischem Know-how baute er in seiner Apotheke ein kleines Labor auf und entwickelte 1882 in enger Zusammenarbeit mit dem Dermatologen Paul Gerson Unna ein Verfahren zur Herstellung medizinischer Pflaster. Das Patent vom 28. März 1882 gilt als offizielles Gründungsdatum der Beiersdorf AG.
Nach ersten Erfolgen verkaufte Beiersdorf das Labor 1890 an den aufgeschlossenen Apotheker Dr. Oscar Troplowitz, der es zur Keimzelle eines internationalen Markenartikelunternehmens formte. Troplowitz setzte auf Innovation, Markenrecht und internationale Expansion – und legte damit das Fundament für die Erfolgsgeschichte von NIVEA, Labello und Hansaplast.
Alles begann im Jahr 1906 mit einer Seife
Lange vor der berühmten Creme war NIVEA bereits ein eingetragener Markenname – und zwar für eine Toilettenseife. Um 1906 brachte Beiersdorf diese weiße Pflegeseife auf den Markt.
Troplowitz wählte den Namen in Anlehnung an das lateinische nivea – „die Schneeweiße“. Er stand für Reinheit und Sanftheit – zentrale Assoziationen in der Körperpflege.
Der wirkliche Durchbruch der Marke erfolgte jedoch erst 1911, als Troplowitz gemeinsam mit Unna und dem Chemiker Isaac Lifschütz eine neuartige Hautcreme entwickelte. Deren Geheimnis: der Emulgator Eucerit, der Wasser und Fett dauerhaft stabil verbindet.

Für dieses zukunftsweisende Produkt griff man auf den bereits vorhandenen Markennamen zurück – die NIVEA Creme war geboren. Und damit war der Grundstein gelegt für ein Unternehmen, das heute weltweit über 160 Tochtergesellschaften zählt, rund 20.000 Mitarbeitende beschäftigt und einen Jahresumsatz von über 9 Milliarden Euro erwirtschaftet (Stand 2024).
Die erste NIVEA-Dose von 1911 war elegant: gelblich, mit grünen und orangeroten Ornamenten, im Stil des ausgehenden Jugendstils. Sie sollte Seriosität und wissenschaftliche Qualität ausstrahlen. Doch das Design wirkte bald altmodisch.


Der entscheidende Schritt kam vor genau 100 Jahren, 1925, als man sich für ein neues, modernes Erscheinungsbild entschied: kobaltblau, serifenlose weiße Schrift, schlicht und auffällig. Dieses Design machte die Dose zur ikonischen Markenverpackung – eine der bekanntesten weltweit.
Die klassische, weiße Creme in der blauen Dose wurde schnell zum Symbol für Verlässlichkeit, Pflege und Familiennähe.
Heute ist NIVEA in über 170 Ländern erhältlich und bietet ein riesiges Sortiment: von Körper- und Gesichtspflege über Sonnenschutz bis hin zu Deodorants und Duschgels. Was Beiersdorf seit jeher auszeichnet, ist die Verbindung von Tradition mit Innovationsgeist.
Die firmeneigene Forschung und Entwicklung gehört zu den fortschrittlichsten der Branche. Im Hamburger Hauptquartier forschen derzeit rund 850 Wissenschaftler:innen an neuen Wirkstoffen, Texturen und Formeln – stets mit dem Ziel, Hautpflege neu zu denken.

Werbeträger der Marke sind von Sammlern begehrt
Sammler von Werbegeschichte feiern besonders die alten Originalverpackungen, Broschüren, Plakate und die heute seltenen Original-Schilder aus dem Einzelhandel, in bedrucktem, resp. lithografiertem Blech, oder aber in Emaille.

Während Email- und Blechschilder aus den 1950er und 1960er Jahren noch recht häufig auf dem Markt zu finden sind, gilt dies nicht für derartige Reklameträger aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Die fantastischen Entwürfe von Hand-Rudi Erdt (1883-1918) etwa.
Insgesamt gibt es vier verschiedene – Creme, Puder, Seife und Haarmilch – die nicht nur als Plakate, sondern auch als Emailschilder auf den Markt kamen und heute große Raritäten darstellen.




Die Marke NIVEA steht heute nicht nur für Hautpflege, sondern auch für Konsistenz in Design, Markenführung und Vertrauen. Dass ein Name, der einst für eine einfache Seife stand, zur globalen Ikone wurde, ist ein Paradebeispiel für kluge Markenentwicklung.
Labello & Hansaplast stammen aus dem selben Haus
Neben NIVEA zählen, was viele nicht wissen, auch andere Marken zur Beiersdorf-Familie, die echte Klassiker wurden, so etwa:

- Labello, eingeführt 1909, war der erste Lippenpflegestift mit Drehhülse – ein Meilenstein der Produktgestaltung.
- Hansaplast, ab 1922 im Sortiment, war eines der ersten selbstklebenden Wundpflaster für den Heimgebrauch.
Beide Marken nutzten ebenfalls geschickt die Werbemittel ihrer Zeit: Anzeigen in Illustrierten, Schaufensterdisplays, Thekenaufsteller, Plakate, Schilder.

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Hallo Zusammen,
danke für den aufschlussreichen Artikel. Darüber hinaus finde ich die Geschichte der Herstellung von NIVEA im benachbarten europäischen Nachbarstaaten interessant, insbesondere die in England, wo der Firmenname Beiersdorf im Jahre 1940 ersetzt wurde in Herts Pharmaceuticals Ltd (aber ein Tochterunternehmen von Beiersdorf bis Anfang der 1950er Jahre geblieben war).
Ich frage mich: Warum lassen sich keine NIVEA Dosen aus englischer Produktion finden?
Oder habe ich nur schlecht hingesehen?
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Peter Graf
Erste Nivea Dose 361 ca.1911