Ein Schild und seine Geschichte: HASSIA-Briketts
Zwischen den Hügeln Nordhessens und den Industrielandschaften des Rheinlandes entfaltet sich ein Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte: die Braunkohle, die Brikettmarke HASSIA aus Frielendorf und das Rheinische Braunkohlen-Syndikat in Köln. Es ist eine Geschichte von Energie, Ehrgeiz und Wandel.

(Bild: Gemeinde Frielendorf)
In Frielendorf, in Nordhessen, prägte der Bergbau über Generationen das Leben der Menschen. Rund 150 Jahre lang wurde hier Braunkohle gefördert – in den 1920er Jahren arbeiteten bis zu tausend Menschen in Gruben und Presswerken.
Insgesamt holte man etwa 26,5 Millionen Tonnen Kohle aus der Erde und veredelte sie zu 6,5 Millionen Tonnen Briketts. Diese trugen den Namen „HASSIA“ – eine Marke, die über Hessen hinaus bekannt wurde.
Der lateinische Name für Hessen
HASSIA, der lateinische Name für Hessen, stand für Qualität und regionale Identität. Hinter dem Namen steckte die Hassia Handelsgesellschaft mbH in Frielendorf, die ihre Briketts stolz bewarb.
Alte Emailschilder mit dem Schriftzug „HASSIA Briketts“ sind heute Sammlerstücke. In lokalen Museen finden sich kunstvoll gestaltete Zierbriketts, kleine Schaustücke, die einst als Geschenke dienten und den Stolz der Bergleute widerspiegeln.

Mit der Stilllegung der Gruben Ende der 1960er Jahre endete auch die Ära der HASSIA-Briketts. Aus der Industrielandschaft wurde eine Urlaubsregion, die Erinnerung an den Bergbau bewahrt: in Museen, mit Ausstellungen und in Geschichten, die von harter Arbeit und regionalem Stolz erzählen.
Während Frielendorf den Wandel im Kleinen erlebte, formierte sich im Rheinland das große Ganze. 1899 gründeten 19 Werke den „Verkaufsverein der Rheinischen Braunkohlen-Brikettwerke“, der bald als Rheinisches Braunkohlen-Syndikat bekannt wurde.
HASSIA behielt den Markennamen bei
Ziel war die Bündelung des Absatzes, die Stabilisierung der Preise und die gemeinsame Vermarktung der Produkte. Das Syndikat wurde zum Symbol einer neuartigen Industrieorganisation. Unter der Leitung von Paul Silverberg, einem der einflussreichsten Unternehmer seiner Zeit, kontrollierte es Produktion und Vertrieb ganzer Reviere.
- Buchterkirch, Bernd(Autor)
In Köln entstand 1922 ein repräsentativer Verwaltungsbau, der den Anspruch der Braunkohlenindustrie architektonisch verkörperte. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Organisation fort, verlor aber mit dem Aufstieg von Öl und Erdgas an Bedeutung.
Dem Syndikat gehörten zeitweise fast 30 Werke an, von der Roddergrube AG über das Gruhlwerk bis zur Hubertus Braunkohlen-AG. Die allermeisten nutzten die gemeinsame Marke UNION, andere verkauften weiterhin unter eigenen Namen, wie HASSIA etwa.
Heute Naherholung statt Kohleabbau
Ein genaues Eintrittsdatum der Frielendorfer Brikettproduktion ins Kölner Syndikat ist nicht so einfach belegbar – wer hierzu mehr weiß, darf sich gerne melden! Dennoch verbindet sich die Geschichte der HASSIA-Briketts aus Frielendorf mit jener des rheinischen Syndikats zu einem Panorama deutscher Industriegeschichte.
Sie prägten die Energieversorgung einer Epoche, deren Glut längst erloschen ist. Doch ihr Nachhall bleibt: In Erinnerungen, Museen und in einem stillen See, dem Silbersee, ein beliebtes Naherholungsgebiet und Ferienzentrum nahe Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen, genau dort, wo einst die Kohle gefördert wurde.
HASSIA-Emailschild bei “Bares für Rares”

(Screenshots: ZDF)
Ein hessisches Ehepaar hatte sich am Montag, den 26. Februar 2024 im Walzwerk in Pulheim eingefunden, dies mit einem schweren und großen Emailschild im Gepäck. Dabei handelte es sich um eins, das bei C. R. Dold in Offenburg (Ferro Email), irgendwann zwischen 1925 und 1930 hergestellt wurde und für HASSIA-Briketts war.
Das Paar, das einen seit vielen Generationen betreibenden Handel mit Bauprodukten betreibt, fand es auf dem Dachboden des Unternehmens.

Der Zustand war noch sehr gut, Glanz und Farben ofenfrisch. Einige kleinere Abplatzer am Rand minderten den Gesamteindruck nur kaum. Experte Detlef Kümmel schätzte das Schild, für das sich das Paar 150€ wünschte, auf 300 bis 350€.
Im Händlerraum interessierte sich mehr als einer für den gut erhaltenen, knallig emaillierten Zeitzeugen. Das Rennen machte schließlich Christian Vechtel, der 350€, also den oberen Schätzpreis, bot.
