François-Louis Cailler: Erfinder der Tafelschokolade

Am vergangenen Samstag wurde in Worms ein exklusives Emailschild mit Werbung für die Schweizer Schokolade Cailler zum Preis von 214.506€ (alle Taxen inklusive) versteigert. Und im Dezember 2022 sorgte ein weitere Schild des 1819 gegründeten Unternehmens, der so genannte Frigor-Eisbär mit einem Hammerpreis von 215.000€ (ohne Taxen) gar für einen Rekordpreis in Sachen Schokoladenreklame. Zwei gute Gründe, sich etwas näher mit Cailler zu befassen.

François-Louis Cailler

François-Louis Cailler, geboren am 11. Juni 1796 in Vevey, gilt als einer der Väter der Schweizer Schokoladenindustrie. Seine Reise, die mit einer Ausbildung bei einem Krämer in Vevey begann, führte ihn in den Norden Italiens, wo er die Schokoladenkunst in Turin bei den Tessiner Chocolatiers und der renommierten Schokoladenfabrik Caffarel erlernte. Diese prägende Zeit inspirierte ihn, die Schweizer Schokoladenwelt nachhaltig zu verändern.

1819 gründete Cailler die erste moderne Schokoladenfabrik der Schweiz in einem umgebauten Mühlengebäude in Corsier-sur-Vevey. Dank seiner selbst entwickelten Maschinen konnte Schokolade effizienter hergestellt werden, was ihr den Weg in breitere Bevölkerungsschichten ebnete. Besonders revolutionär: Er bot Schokolade erstmals in Tafelform an, ein Format, das bis heute weltweit geschätzt wird.

In Deutschland ließ Leonard Monheim 1857 in Aachen die erste Tafelschokolade herstellen und vertreiben. Fälschlicherweise wird er oft als ‚Erfinder der Tafelschokolade‘ bezeichnet. Das ist nicht richtig! Frei nach einer Kräuterbonbon-Reklame: „Wer hat’s erfunden? Die Schweizer!“ Und das bereits lange vor Monheim.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Familienunternehmen

Die Firma Cailler blieb bis ins 20. Jahrhundert ein Familienunternehmen. Caillers Kinder, darunter François-Alexandre, führten die Geschäfte fort. Besonders erwähnenswert ist die Verbindung der Familie mit Daniel Peter, einem weiteren Schokoladenvisionär, der mit Caillers Tochter Fanny-Louise verheiratet war. Gemeinsam entwickelten sie bahnbrechende Rezepte, darunter die Verwendung von Milch in der Schokolade, ein Verfahren, das Peter 1875 perfektionierte.

Teilansicht der Fabrik in Broc (Screenshot: Cailler.ch)

François-Louis’ Enkel, Alexandre-Louis Cailler, leitete das Unternehmen in eine neue Ära. 1899 eröffnete er in Broc, im Herzen der Gruyère, eine neue Fabrik. Diese Region, bekannt für ihre hervorragende Milch, wurde zur perfekten Basis für die Herstellung von Milchschokolade.

1911 fusionierte Cailler mit den Firmen Peter und Kohler zur „Peter, Cailler, Kohler, Chocolats Suisses S.A.“. Diese strategische Partnerschaft ermöglichte es, internationalen Herausforderungen standzuhalten und die Marke global zu etablieren. Bereits seit 1928 war Nestlé an dem Unternehmen beteiligt, und 1929 wurde die Marke vollständig in den Konzern integriert.

Zwei der teuersten Emailschilder mit Schokoladen-Reklame

Cailler war für seine kreativen und wirkungsvollen Werbemittel im 19. und frühen 20. Jahrhundert bekannt. Die Marke nutzte verschiedene Ansätze, um die Aufmerksamkeit auf ihre Produkte zu lenken und ihre Schokolade als Premium-Produkt zu positionieren.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren Werbeplakate ein zentrales Medium, um Produkte bekannt zu machen. Cailler arbeitete mit bekannten Grafikern und Illustratoren zusammen, um auffällige und kunstvolle Plakate zu gestalten. Zunächst auf Papier, später auch in Blech und Emaille.

Im November 2022 wurde anlässlich der 30. Wormser Reklame-Auktion ein neuer Rekordpreis für ein europäisches Emailplakat erzielt. Nicht weniger als 215.000€ für ein „Frigor“-Schild, mit dem legendären Cappiello-Eisbären, wurden geboten.

Darunter sind zwei der teuersten Schokoladen-Emailschilder, die existieren, der Frigor-Eisbär, der 2022 für einen neuen Rekord bei einer Reklameauktion sorgte. Und natürlich auch das Cailler mit den beiden Kindern, die sich eine Tafel der köstlichen Süßigkeit teilen und das den Ausschlag für den Sammler.Net-Betreiber lieferte, sich einmal intensiver mit der Marke zu beschäftigen!

Im frühen 20. Jahrhundert begann Cailler auch damit, kleine Werbeartikel zu produzieren, um Kunden zu gewinnen und die Marke bekannter zu machen. Dazu gehörten Postkarten mit Abbildungen der Schokoladenfabrik in Broc oder typischen Schweizer Motiven aber auch kleine Sammelbilder oder Coupons, die in den Verpackungen enthalten waren und bei Kunden zusätzliche Kaufanreize schufen.

Das Fabrikgebäude in Broc kann auch heute noch besucht werden

Cailler nutzte gedruckte Medien wie Zeitungen und Magazine, die damals ein wichtiges Informationsmedium waren. Die Anzeigen hoben die Qualität und Innovation der Produkte hervor, wie z. B. die Einführung der Schokolade in Tafelform und betonten die „moderne“ und „industrielle“ Herstellung, die für Zuverlässigkeit und Konsistenz stand.

Anlässlich der 36. Wormser Reklame-Auktion fiel der Hammer bei diesem herrlichen Exemplar an Emailplakat erst bei 170.000€

Das Unternehmen nahm ebenfalls an nationalen und internationalen Messen teil, um die Schokolade einem breiten Publikum vorzustellen. Auf diesen Veranstaltungen wurden oft aufwendig gestaltete Stände genutzt, die die Produkte zur Schau stellten und die Besucher mit Verkostungen lockten.

Heute bleibt die Fabrik in Broc das Herzstück der Marke Cailler. Sie ist nicht nur ein Produktionsstandort, sondern auch eine touristische Attraktion. Seit 2010 lädt ein interaktiver Besucherpfad dazu ein, die Geschichte und die Herstellung des berühmten Schweizer Schokoladenklassikers hautnah zu erleben. Die Fabrik beschäftigt aktuell rund 400 Mitarbeiter und setzt weiterhin auf Qualität und Tradition.

Im neuen Jahrtausend hat Cailler bewiesen, dass es seine Wurzeln mit Innovation verbinden kann. Seit 2022 ist die Marke offizieller Lizenzpartner der Schweizer Fußballnationalmannschaft. Zudem wird die Region Gruyère durch den „Chocolat Express“, einen mit Cailler-Design ausgestatteten Zug, auf besondere Weise gefeiert.

Bis 2025 ist ein neues touristisches Großprojekt geplant, das in Zusammenarbeit mit Nestlé und lokalen Investoren entsteht. Mit einer Investition von 80 Millionen Schweizer Franken soll das Erbe von François-Louis Cailler weitergeführt und die Region als Schokoladen-Destination gestärkt werden.

KONTAKT
Maison Cailler
Chocolaterie Suisse
Rue Jules Bellet 7
1636 Broc (Kanton Freiburg)

Telefon: + 41 26 921 59 60
Mail: maisoncailler@nestle.com
Web: https://cailler.ch


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