Schneller Überblick
Den vierfachen Schätzpreis zahlte BfR-Händler Christian Vechtel am heutigen Freitag für ein Emailschild der deutschen Automarke Lloyd. Komplett überteuert, angesichts der Tatsache, dass das Schild quasi bis auf Schrift und Logo vollkommen restauriert war …
In den Nachkriegsjahren, als die Mobilität der Massen mehr Vision als Wirklichkeit war, trat in Deutschland eine Automarke auf den Plan, die bescheidene Mittel mit technischem Wagemut und erstaunlicher Kreativität kombinierte: Lloyd.

Die Geschichte von Lloyd beginnt lange vor dem Wirtschaftswunder. Bereits 1908 gegründet, produzierte das Unternehmen zunächst hochwertige Fahrzeuge, bevor es 1929 mit der Borgward-Gruppe verschmolz.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fand Lloyd zu neuer Blüte – und zwar auf ganz eigene Art. Die Fahrzeuge sollten bezahlbar sein, zuverlässig, und sie sollten auf den engen Straßen der Nachkriegszeit ihren Platz finden.
Der „Leukoplastbomber“
Heraus kamen kleine, charmante Wagen, die oft mit einem Augenzwinkern als „Leukoplastbomber“ bezeichnet wurden – wegen ihrer anfänglich aus Sperrholz und Kunstleder gefertigten Karosserien.

Der Lloyd 300 war 1950 der erste Hoffnungsträger – mit gerade einmal 10 PS, einem winzigen Zweitaktmotor und eher pragmatischer Ausstattung. Doch er war ein Symbol: für Mobilität, Unabhängigkeit, Fortschritt.
Bald folgte der Lloyd 400, dann der deutlich modernere Lloyd 600, der sich durch einen Viertaktmotor, Frontantrieb und ansprechenderes Design auszeichnete. Mit ihm betrat Lloyd endgültig die Liga ernstzunehmender Kleinwagenhersteller.
„Flaggschiff“ Lloyd Alexander TS
Den Höhepunkt erreichte das Unternehmen mit dem Lloyd Alexander TS – einem sportlicheren, stärkeren Ableger, der mit 25 PS immerhin auf über 100 km/h beschleunigte. Zwar blieb er technisch bescheiden, doch er überzeugte durch Solidität, Alltagstauglichkeit und ein überraschend modernes Erscheinungsbild.
Einen solchen besitzt Horst – nicht der Lichter, sondern der Gatte von Roswitha – seit 1987. Das ältere Ehepaar präsentierte am Freitag, den 27. Juni 2025 bei „Bares für Rares“ ein Emailschild der deutschen Automarke.
„Lloyd Motoren“ kann man in weißer Schrift auf knallig rotem Hintergrund im oberen Bereich des Schildes lesen. Darunter das Logo der Automarke, ein Wappen in Dreiecksform. Hergestellt hat das Schild Anfang der 1950er Jahre das Emaillierwerk Klimo & Bongartz aus Hamburg.
Hintergrund und Rand neu lackiert
Normalerweise findet man die Signatur des Herstellers unten rechts am Rand. Doch bei diesem Exemplar fehlt sie. Das hat einen simplen Grund. Wie Experte Detlev Kümmel richtig erkannte, handelt es sich bei dem Emailplakat um eine quasi vollständig restauriertes Exemplar.
Der gesamte rote Bereich, als auch der schwarze Rand, der bereits stark vom Rost angeknabbert war, wurden neu lackiert …

Trotz dieses schlechten Zustands wünschte sich der Anbieter einen Preis von 300€ für sein Emailschild. Experte Detlev Kümmel sah den Wert allerdings als geringer an. 200 bis 250€ seien in diesem Zustand drin. Damit waren Horst und seine Roswitha denn auch einverstanden, so dass der andere Horst ihnen die begehrte Händlerkarte überreichen durfte.
Bieterschlacht im Händlerraum
Im Händlerraum stieß das gut 70 Jahre alte Emailplakat trotz der Restaurierung auf reges Interesse und sorgte für eine wahre Bieterschlacht. Diese gewann Christian Vechtel, der bereit war komplett überteuerte 800€ für das Objekt auf den Tisch zu legen.
Ein mehr als gutes Geschäft für das ältere Paar, doch für Vechtel eher nicht. Er hatte den vierfachen unteren Schätzpreis gezahlt. Hätte er sich vorab informiert, dann wäre dies wohl nicht passiert. Denn selbst in Zustand 1 (siehe Bild ganz oben) ist so ein Schild lediglich etwa die Hälfte wert.
Dazu kommt, dass restaurierte Schilder sich ohnehin nur ganz schwer weiterverkaufen lassen, weil die meisten Sammler diese ablehnen.
Nachtrag: Auktionshaus lehnte das Schild ab
Kurz nach Erscheinen dieses Berichtes erreichte uns ein Schreiben seitens des Teams der Wormser Reklame-Auktion: „Lustigerweise wurde uns das Schild gestern zur Versteigerung angeboten, stand kurz hier im Büro. Wir haben dankend abgelehnt – es war einfach vollkommen durch, inkl. abgefressener Abkantung usw.
Aber falls ihr noch ein paar schön erhaltene Teile habt, noch bis zu unserem Sommerfest am 12.07. dürft ihr gerne für die Auktion im September einliefern!“
Wie kann man nur sooooo viel Geld ausgeben für so ein „Gemälde“???? Der Händler scheint keine Ahnung von Emaille-Schildern zu haben. Selbst schuld!