Schneller Überblick

Als Sammler kommt man ab und zu in Situationen, in denen man sich von einem geliebten Objekt trennen muss. Wenn man es – oder wie im Fall dieser L.V.P.-Reklamefigur ein gleiches – dann irgendwann wieder zurückkaufen kann, kann man sich freuen wie ein kleines Kind!
Es war in den frühen 1990er Jahren, als ich die Gelegenheit erhielt, im Norden Luxemburgs, einige historische Reklameobjekte für meine Sammlung zu erwerben. Wie der Kontakt zustande gekommen war, weiß ich heute nicht mehr genau.
Der Verkäufer war ein Mitarbeiter des Hygienedienstes der Hauptstadt und konnte so im Laufe der Jahre manchen Schatz vor der Verschrottung bewahren.
Ich erwarb bei ihm zwei seltene Schilder mit Reklame für Luxemburger Unternehmen, eins in Emaille mit Reklame für die Lederwarenhandlung Max Rosenfeld in der Luxemburger Bahnhofsavenue und eins – das komplett zerknüllt worden war – in lithografiertem und geprägten Blech („Limpertsberger Rauchtabak- Cigarren- & Cigarettenfabrik Camille Duren-Warkin“).


Und dann kaufte ich ihm natürlich auch den L.V.P.-Bananenjungen ab, um den es in diesem Blog-Beitrag ja eigentlich geht. Er befand sich in einem ähnlich guten Zustand wie derjenige, den ich am vergangenen Samstag anlässlich der Pari-Auktion erwerben konnte.
Vorsicht vor Kopien bei beliebten Reklamefiguren
Vielleicht waren die Bananen bei meiner ursprünglichen Figur etwas weniger bestoßen, dafür aber hatten Kinder dem Jungen irgendwann einmal die strahlend weißen Zähne mit Kugelschreiber in Blau und Rot verunstaltet.
Der Bananenjunge sollte – laut Anbieter – aus einem Ladengeschäft in der Hauptstadt stammen. Leider habe ich kein Bild mehr von ihm, auf jeden Fall kann ich gerade keins finden …
Die beiden Schilder hatten die Sammlung bereits um das Jahr 2010 verlassen, die Figur verkaufte ich im Januar 2012 an einen Nachfahren des Firmengründers, der angefangen hatte, alles zusammenzutragen, was mit seiner Familie zu tun hatte. Bis dahin hatte er lediglich eine Replik des Bananenjungens in der Sammlung.
An dieser Stelle sei gewarnt: Vorsicht bei (belgischen) Reklamefiguren. Die Formen von Novita wurden vor ca. 30 Jahren en bloc verkauft. Seither tauchen von vielen beliebten Modellen Kopien auf. (Siehe hierzu auch Rossi-Kopie bei „Bares für Rares“).

Die beiden Schilder habe ich, seitdem sie die Sammlung verließen, nicht mehr wiedergesehen. Sollte jemand eins haben, darf er sich gerne melden!
Groß war die Freude dann, als am Samstag letzter Woche ein L.V.P.-Bananenjunge wie der, den ich vor fast 35 Jahren entdeckt hatte, bei der Pari-Auktion in Aschaffenburg im Angebot war. Den musste ich einfach (wieder)haben!
1924: Das Unternehmen Léon Van Parijs wird gegründet
Hier noch einige Infos über das belgische Obst-Großhandelsunternehmen L.V.P. und den Zusammenhang mit meinem Heimatland.
Léon Van Parijs (1887-1937) war Gründer, Namensgeber und Leiter des Importunternehmens und Großhandels für exotische Früchte ELVEPE resp. L.V.P. Der Betrieb wurde vor etwas mehr als 100 Jahren, nämlich 1924, gegründet. Später wurde aus der Name „Parijs“ in „Parys“ abgeändert.
Der Erfolg stellte sich rasch ein und schon bald hatte L.V.P., dessen Sitz in Brüssel war, Niederlassungen in Antwerpen, Dünkirchen, Düsseldorf, Essen, Valencia, New York, Rio de Janeiro und dem kanadischen Kentville. 1934 ließ das Unternehmen ein neues Firmengebäude in der Zeevaartstraat in Antwerpen errichten.
Der Handel mit exotischen Früchten war für die Familie Van Parijs ein großer Erfolg. Léon van Parijs konnte eine stattliche Villa in der Delafaillelaan 48 in Antwerpen beziehen. Importiert hat das Unternehmen vor allem Zitrusfrüchte aus Spanien und Bananen aus Belgisch-Kongo, wo es vermutlich auch eigene Plantagen betrieb.
1939 folgte eine Niederlassung in Luxemburg
Auch in Lüttich, am Quai Mativa, gab es eine Niederlassung. Hier leitete Willy Van Parys den Betrieb. Er war es auch, der sich für eine Vertretung in Luxemburg einsetzte.

Im Februar 1939 wurde diese gegründet. Der Sitz selbiger, die den Namen „Léon Rinck, Fruits Elvepe“ trug, war auf Nummer 17 in der Rue du Verger in Luxemburg-Stadt. Während des Zweiten Weltkriegs war der Straßenname – wie alle französischen Namen – von der deutschen Besatzung abgeändert worden in „Baumstraße“, wie man in folgender „Anzeige“Bekanntmachung“ lesen kann:
Nach der Unabhängigkeit des Kongo begann die lokale Bananenproduktion allmählich zurückzugehen. Später wurde ELVEPE eine Tochtergesellschaft von „Exportadora Bananera Noboa“. Die Familie Van Parijs war da bereits nicht mehr an dem Unternehmen beteiligt. Der Name des Gründers blieb jedoch bestehen.

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