Rekord: 260.400€ für Rotterdamsche Lloyd-Emailleschild

Das 1931 bei Langcat Bussum produzierte Schild sorgte für Bieterschlacht

Damit hatten die Auktionatoren vom ‚Venduehuis Der Notarissen‘ in Den Haag nicht gerechnet. Im Rahmen einer Versteigerung am Mittwochnachmittag, bei der es um Kunst aus und um Indonesien ging, wurde auch ein einzelnes Emailleplakat angeboten. Dieses sollte eine wahre Bieterschlacht auslösen und zu einem neuen Rekordpreis für Reklameschilder sorgen.

Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk. Indonesien stand im Mittelpunkt einer Auktion, die am gestrigen Mittwoch im holländischen Den Haag über die Bühne ging. Unter den insgesamt 112 Objekten, die unter den Hammer kamen, befand sich auch eine Rarität in Sachen Reklamekunst. Dabei handelte es sich um ein Schild, das um 1931 vom Emaillierwerk Langcat in Bussum hergestellt wurde und als eines der schönsten Emailleplakate aller Zeiten gilt.

Geschätzt auf 40.000-60.000€ erzielte das prachtvolle Emailleplakat bei der Versteigerung in Den Haag gleich das mehrfache davon!

Der Entwurf stammt von dem niederländischen Künstler Johann Anton Willebrord von Stein (1896–1965), der den Werbeauftrag der Rotterdamschen Lloyd meisterhaft im Art Deco-Stil umgesetzt hatte. Nur wenige Exemplare des Schildes sind überhaupt bekannt. Das gestern versteigerte ist wohl eines der am besten erhaltenen. Das Schild zeigt den Dampfer Balorean (benannt nach einem Vulkan im Osten von Java), der sich im blauen Meer spiegelt. Daneben eine stilisierte Palme und – vermutlich – ein Lampenpfosten. Die Rotterdamsche Llloyd warb damit für die Linien nach Sumatra und Java.

Nahezu makellos

Das 96×62 cm große, flach abgekantete Schild ist oben rechts mit ‚V. Stein‘ signiert und trägt unten rechts die Bezeichnung des Emaillierwerks Langcat Bussum. Im unteren linken Randbereich liest man ‚ NED. OCTROOI AANVR. NON. 58378 ‚ (Steuernummer). Bis auf einen minimal Chip am unteren rechten Rand ist das Plakat nahezu makellos. Auch die Rückseite zeigt kaum Alterungsspuren auf.

Auch die Rückseite des Prachtexemplares aus der Zeit um 1931 gibt sich makellos! (Fotos: Venduehuis Der Notarissen)

Das Reklameplakat war die Nummer 106 von insgesamt 112 Losen, die am Mittwoch veräußert wurden. Geschätzt worden war es auf 40.000 bis 60.000€. Doch die Gebote überschlugen sich. Schlussendlich sollte der Hammer gegen 16 Uhr erst beim Rekordpreis von 210.000€ fallen! Rechnet man die 24% Aufgeld hinzu (ursprünglich gingen wir von insgesamt 29% aus, doch da die Bieter persönlich vor Ort waren, entfiel eine 5%ige Zusatztaxe) kommt man auf 260.400€. Der bislang höchste Preis, der bei einer Auktion für ein Stück historischer Reklamekunst erzielt wurde.

Belgisch-holländisches Bieterduell

Bereits im Februar dieses Jahres war das Schild bei einem niederländischen Auktionator aufgetaucht. Zuvor befand es sich während mehrerer Jahrzehnte im Besitz eines Sammlers aus Holland. Dieser hatte das Schild, so erzählte seine Tochter bei der Auktion vom Mittwoch anwesenden Interessenten, in den 1960er oder 1970er Jahren bei einem Antiquitätenhändler erworben. „Er hat mir immer gesagt, dass ich gut darauf achten soll. Es sei etwas ganz Besonderes!“

Video des Auktionshauses zu dem Objekt der Begierde, um das schließlich zwei Bieterduos aus Belgien und Holland kämpften

Das ist es auch in der Tat. Die Nachricht vom Auftauchen des spektakulären Emailleplakates machte denn auch rasch ihre Runde im Kreise der bekannten Sammlergrößen. Bei der Versteigerung am Wochenende trugen zwei Parteien, eine aus Belgien, die andere aus den Niederlanden, den Kampf unter sich aus. „Mit meiner Frau hatte ich abgesprochen, dass wir bis 175.000€ mitbieten würden“, erzählt uns der belgische Sammler.

Beide waren denn auch in Den Haag live dabei: „Schließlich gingen wir dann doch noch entgegen unserem ursprünglichen Vorsatz bis 200.000€ mit, bevor wir aufgaben. Man darf ja nicht das Aufgeld vergessen!“ So erhielt ein in der Szene bekanntes Sammlerduo aus Holland schlussendlich den Zuschlag, ist nun um einen Haufen Geld ärmer, aber um ein herrliches Kunstwerk reicher. Und dass dieses wohl kaum an Wert verlieren wird, dürfte so sicher sein wie das Amen im Gebet.

Das tragische Ende der Baloeran

Die prächtige Illustration der Baloeran erschien damals übrigens auch als Lithographie auf Papier und gilt als eines der schönsten Marineplakate der Zeit. Der Art Deco-Stil und die geometrische Anordnung von vertikalen und horizontalen Linien sind absolute Eyecatcher. Der Betrachter blickt auf das in Schatten getauchte Festland und auf das Schiff, ein majestätischer Riese, der aus dem Meer auftaucht und unter der tropischen Sonne erstrahlt. Noch größer erscheint der Ozeanriese durch die Spiegelung auf der spiegelglatten Wasseroberfläche.

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Während der Zwischenkriegszeit, in den 1920er und 1930er Jahren, war der Verkehr zwischen den Niederlanden und der ehemaligen Kolonie intensiv. Die Passagiere sind auf den schwimmenden Palästen verwöhnt worden. Während des Zweiten Weltkrieges, im Jahr 1940, wurde die Baloeran von den Nazis beschlagnahmt, als Lazarettschiff genutzt und in ‚Straßburg‘ umbenannt. 1943 wurde das Schiff von den Briten torpediert. Es liegt immer noch auf dem Meeresgrund, 2,1 Meilen nördlich der Küste vor der niederländischen Stadt IJmuiden.

Beitragsfoto oben: Enamel Masterpieces
Link zum Auktionshaus: Venduehuis Der Notarissen

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