Philippe Suchard: Eine schokoladige Success Story

Philippe Suchard, der Schweizer Schokoladenpionier, revolutionierte im 19. Jahrhundert die Welt der süßen Genüsse. Mit seiner Leidenschaft für Innovation und Qualität legte er den Grundstein für ein globales Schokoladenimperium. Von der Erfindung neuer Produktionsmethoden über gezielt eingesetzte Reklame bis zur Einführung ikonischer Marken wie Milka – sein Vermächtnis prägt die Schokoladenindustrie bis heute.

Philippe Suchard

Geboren am 9. Oktober 1797 in Boudry, Kanton Neuenburg, begann Philippe Suchard seine Reise in die Welt der Süßigkeiten früh, als er 1814 in der Berner Confiserie seines Bruders Frédéric eine Lehre als Zuckerbäcker absolvierte.

Nach seiner Ausbildung packte Suchard 1824 seine Koffer und machte sich auf den Weg nach Amerika – im Gepäck Schweizer Uhren und Stickereien. Was er vorhatte? Er hoffte, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden.

Der erwünschte Erfolg blieb jedoch aus, und Suchard kehrte ernüchtert in die Schweiz zurück. Doch statt aufzugeben, setzte er seine Vision auf eine andere Weise um.

1826 entstand die erste Fabrik von Suchard in einer leerstehenden Mühle in Serrières. Hier auf einem Reklameplakat aus den 1860er Jahren.

1825 eröffnete er in Neuenburg eine eigene Confiserie-Chocolaterie. Doch es dauerte nicht lange, bis er feststellte, dass seine Räumlichkeiten zu klein wurden, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Bereits ein Jahr später verlagerte er die Produktion in eine leerstehende Mühle im Vorort Serrières. Dort sollte der Grundstein für eines der größten Schokoladenimperien gelegt werden.

Die Innovation: Der „Mélangeur“

Einer der größten Beiträge von Philippe Suchard zur Schokoladenherstellung war seine Erfindung des „Mélangeurs“. Diese Maschine revolutionierte die Schokoladenherstellung, indem sie das Vermengen von Kakaopulver und Zucker erleichterte und verbesserte. Das Gerät war nicht nur ein technisches Hilfsmittel, sondern markierte auch den Beginn der modernen Schokoladenproduktion.

Die daraus resultierende, feinere Konsistenz machte die Schokolade schmackhafter und trug zur wachsenden Beliebtheit bei. Bis heute kommt der „Mélangeur“ bei der Schokoladenproduktion weltweit zum Einsatz.

„Mélangeur“ in einer Suchard-Fabrik, um 1950 (Bild: Heiniger E. A./Museum für Kunst und Geschichte Neuenburg)

Mit dem Erfolg in Serrières wuchs auch das Unternehmen rasant. Ab den 1880er Jahren expandierte Suchard ins Ausland, darunter nach Lörrach in Deutschland (1880) und Bludenz in Österreich (1888). Philippe Suchard, gefolgt von seinem Sohn Philippe Suchard Jr. und Schwiegersohn Carl Russ-Suchard, führte das Unternehmen durch eine Phase schnellen Wachstums. Die Tagesproduktion stieg von bescheidenen 30 Kilogramm im Jahr 1826 auf beeindruckende 60 Tonnen bis 1924.

Milka, eine Marke schreibt Geschichte

Ein Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens war die Einführung der Milchschokolade unter dem Namen „Milka“ im Jahr 1901. Der Name, eine Wortschöpfung aus „Milch“ und „Kakao“, wurde zur weltweit bekannten Marke. Heute ist die Milka-Kuh nicht nur ein Markenzeichen, sondern ein Stück Schweizer Kulturgut, das in der Schokoladenwelt einzigartig ist. Die ikonische lila Verpackung und später auch die lila Kuh wurden zu unverkennbaren Symbolen.

Die Werbung spielte schon früh eine zentrale Rolle im Erfolg der Marke. Zu einer Zeit, als moderne Medien wie Radio oder Fernsehen noch nicht existierten, waren Plakate, Postkarten und Schilder das wichtigste Mittel zur Werbung. Suchard setzte früh auf kunstvoll gestaltete Werbematerialien, um seine Schokolade in den Köpfen der Menschen zu verankern.

Ein Maler bannt hier die Stadtansicht von Neuenburg (Neuchâtel) auf Leinwand. Die Ansichtskarte entstand um 1896. Rechts im Medaillon einige Produkte von Suchard. Das Kästchen trägt sogar noch die Anfangsbuchstaben des Vornamens des Firmengründers Philippe Suchard.

Siehe auch den Sammler.Net-Beitrag

Die Firma Suchard auf historischen Ansichtskarten

Die Plakate zeigten oft Szenen, die Genuss und Luxus vermittelten – zum Beispiel elegante Damen und Herren, die Schokolade in feinen Salons genossen. Diese Art von Werbung zielte darauf ab, ein gehobenes Publikum anzusprechen und den Konsum von Schokolade als erstrebenswertes Vergnügen darzustellen.

Philippe Suchard erkannte auch schnell die Bedeutung einer ansprechenden Verpackung. Die Schokolade und der Kakao wurden in elegant gestalteten Dosen, Boxen oder mit aufwendigen Banderolen angeboten, die die Exklusivität des Produkts unterstrichen. Die Verpackungen trugen das Logo der Marke und andere künstlerische Elemente, die mit Genuss und Qualität assoziiert wurden.

Eins der bekanntesten und beliebtesten Milka Suchard-Emailschilder. Dieses Exemplar, produziert bei Boos & Hahn um 1925, erzielte anlässlich der 31. Wormser Reklame-Auktion im Mai 2023 ein Höchstgebot von 13.500€ zzgl. Provision. (Bild: Wormser Reklame-Auktion)

Vom Emailschild zum „Alm-Öhi“

Auch langlebige Werbemedien wie Emailschilder und Blechplakate wurden ab dem späten 19. Jahrhundert massiv eingesetzt. Diese waren oft an Bahnhöfen, in Geschäften oder an Hauswänden zu finden und trugen die Botschaft des Unternehmens in die breite Öffentlichkeit.

Die Schilder waren nicht nur robust und wetterbeständig, sondern auch künstlerisch gestaltet und oftmals bunt, um die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu ziehen, wie etwa das Emailschild, das einen Bernhardiner zeigt, der statt des bekannten kleinen Fasses Hochprozentiges eine Tafel Milka umgebunden hat.

Ein weiteres wichtiges Marketinginstrument waren die Teilnahme an internationalen Ausstellungen und Messen sowie die dort gewonnenen Medaillen und Auszeichnungen. Solche Ehrungen wurden in der Werbung gezielt hervorgehoben, um die hohe Qualität der Produkte zu betonen. Schokolade von Suchard wurde oft mit dem Hinweis „prämiert bei der Weltausstellung“ oder ähnlichen Auszeichnungen beworben, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.

Vor mehr als 40 Jahren legte das Emaillierwerk Boos & Hahn im Auftrag von Suchard und zu echten Werbezwecken dieses Emailschild aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts neu auf. Das gezeigte Exemplar steht hier zum Verkauf


Jetzt bei eBay Anzeige
Gesponsert durch eBay
Wird geladen …

Ein rezentes Beispiel erfolgreicher Produktwerbung von Suchard aus der rezenteren Vergangenheit sind Werbeslogans wie „Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt“, komponiert von Christian Bruhn, ein in Radio und TV eingesetztes Jingle mit Ohrwurmcharakter. Bekannt dürfte Ihnen auch Peter Steiner sein, auch wenn der Name Ihnen nicht gleich etwas sagt: Er ist der bärtige, ältere Herr, der in den 1990er Jahren den charmanten „Alm-Öhi“ verkörperte.

Herausforderungen und Veränderungen

Die Geschichte von Suchard war nicht nur eine von Wachstum, sondern auch von Veränderungen. 1970 fusionierte das Unternehmen mit Tobler zur Interfood, und 1982 übernahm der Unternehmer Klaus J. Jacobs die Aktienmehrheit, was zur Gründung von Jacobs Suchard führte.

Doch die Globalisierung machte auch vor der Schokoladenbranche nicht Halt: 1990 übernahm Philip Morris das Unternehmen, und die traditionsreiche Marke wurde in Kraft Jacobs Suchard umbenannt, bevor 2012 eine erneute Umstrukturierung zu Mondelēz International stattfand. Heute, mehr als 150 Jahre nach der Gründung, ist die Schokolade aus dem Hause Suchard noch immer auf der ganzen Welt bekannt.

Zwei uralte Blechdosen: links kurz nach und rechts kurz vor 1900. Das Duo steht hier zum Verkauf.

Der Erfindungsgeist von Philippe Suchard und seine Beharrlichkeit schufen ein Unternehmen, das Generationen überdauerte und den Genuss von Schokolade für immer veränderte. Von der bescheidenen Confiserie in Neuenburg bis hin zu den riesigen Produktionsstätten in Lörrach und Bludenz: Suchards Einfluss auf die Schokoladenindustrie ist nicht zu leugnen – und seine Geschichte bleibt eine Inspiration für angehende Unternehmer weltweit.


Jetzt bei eBay Anzeige
Gesponsert durch eBay
Wird geladen …

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*