Legenden der Reklame (6): Ludwig Hohlwein

Ludwig Hohlwein war ein prägender Kopf der deutschen Plakatkunst, dessen Werk die Verbindung von Kunst und Werbung revolutionierte. Mit unverwechselbarem Stil schuf er ikonische Designs, die bis heute genutzt werden. Seine Karriere wurde jedoch durch seine Nähe zum NS-Regime überschattet, das ihn zu einem der bevorzugten Grafiker machte. Nach dem Krieg zog er sich zurück, doch sein Vermächtnis lebt fort.

Hohlwein, Das indische Grabmal, 1921
Hohlwein war ein hervorragender Tiermaler. Das wird auch auf dem Filmplakat ‚Das Indische Grabmal‘ aus dem Jahr 1938 deutlich. (Bilder: Wikimedia Commons)

Geboren am 26. Juli 1874 in Wiesbaden als jüngster Sohn eines Schlossermeisters und Fabrikanten, wuchs Ludwig Hohlwein in einer bodenständigen, handwerklich geprägten Familie auf. Doch schon früh zog es ihn in die Welt der Kunst. Während seines Architekturstudiums in München begann er, für Zeitungen Illustrationen zu entwerfen, was seine kreative Laufbahn in eine neue Richtung lenkte.

Nach dem Studium und Reisen nach London und Paris ließ sich Hohlwein in München nieder, wo er als Architekt arbeitete. Neben der Gestaltung der Inneneinrichtungen von Privathäusern erhielt er auch Aufträge, u.a. für das Grand Hotel Continental in München und sogar für Ozeandampfer. 1901 heiratete er Léonie Jeannette Dörr, mit der er zwei Kinder hatte.

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Hohlweins künstlerische Karriere nahm schnell Fahrt auf. Schon 1904 stellte er regelmäßig seine Werke im Münchner Glaspalast aus. Besonders seine Tierbilder fanden Anklang, was ihm 1905 eine Einladung zur Großen Berliner Kunstausstellung einbrachte. In diesem Jahr konnte er auch mit einem Werbeentwurf für gemeinsames Produkt des Schokoladenherstellers Stollwerck und des Sektproduzenten Henkell punkten und einen dritten Preis gewinnen. Dies war dann auch der Startschuss für seine erfolgreiche Karriere als Werbegrafiker.

Aufstieg zum Meister der Plakatkunst

Ludwig Hohlwein entwickelte sich zu einem der führenden Plakatkünstler seiner Zeit. Seine Werke zeichneten sich durch kraftvolle Kontraste und eine klare, oft reduzierte Formsprache aus. Tiere, Jagd und Landschaften zählten zu seinen bevorzugten Themen, die er in dramatischem Hell-Dunkel-Spiel inszenierte. Ein Paradebeispiel für seine Technik ist der berühmte „Doornkaat-Zecher“, dessen Gestaltung den Betrachter mit farbigen Flächen und Punkten fesselt.

Ludwig Hohlwein - Riquet Tee, kräftig und aromatisch, 1920
Ganzseitige Anzeige für den Tee der Marke Riquet in einer Ausgabe der „Illustrierte Zeitung“ aus dem Jahr 1920.
Doornkaat-Plakat: typische, grafische Sprache Hohlweins
Ludwig Hohlwein - DKW SPORT Zschopauer Motorenwerke, 1926
Aus dem Jahr 1926 stammt diese humoristische Reklame für die Motorräder von DKW.

Neben seinen Arbeiten für zahlreiche Unternehmen – darunter Größen wie Audi, BMW, Daimler-Benz, DKW, Lufthansa und viele mehr – waren es auch seine Tierplakate für den Münchner Tierpark Hellabrunn, die besonders bekannt wurden. Das 1912 entstandene Plakat eines sitzenden Leoparden mit einem schleichenden Panther im Hintergrund gehört bis heute zu den Klassikern der deutschen Plakatkunst und wird vom Zoo immer wieder neu aufgelegt.

Hohlwein und das Dritte Reich

Die politische Wende in Deutschland brachte auch für Hohlwein tiefgreifende Veränderungen. 1933 trat er der NSDAP bei und wurde einer der prominentesten Grafiker des Regimes. Er prägte maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild des Dritten Reiches, indem er unter anderem Plakate für die Olympischen Spiele 1936 gestaltete.

Auch Briefmarken wie das Luftschutz-Motiv von 1937 trugen seine Handschrift. Während des Krieges zählte Hohlwein zu den bevorzugten Künstlern der Nazi-Elite. Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Hermann Göring gehörten zu den Käufern seiner Werke, und er stand 1944 auf der „Gottbegnadeten-Liste“ des Propagandaministeriums.

Ludwig HOHLWEIN Erster Nationalsozialisticher Reichsjugendtag Potsdam 1932 Ansichtskarte Propaganda Drittes Reich Nazi Germany Picture postcard Public Domain No known copyright 627900-000011
Bekennender Nationalsozialist: Propaganda-Plakat von Ludwig Hohlwein, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam auch Hohlweins Karriere ins Stocken. Als Profiteur des Nazi-Regimes erhielt er im Zuge der Entnazifizierung ein – recht kurzes – Berufsverbot. Schon ab März 1946 durfte er wieder als Gebrauchsgrafiker arbeiten, doch die Aufträge machten sich rar.

Internationale Kampagnen waren unvorstellbar geworden und auch in Deutschland selbst wurde der Umgang mit dem „Nazikünstler“ meist gemieden. Er zog sich nach Berchtesgaden zurück, wo er bis zu seinem Tod am 14. September 1949 in einem kleinen Atelier weiter arbeitete.

Ein Vermächtnis, das bleibt

Trotz dieser unrühmlichen Episode in seiner Lebensgeschichte bleibt Hohlweins Einfluss auf die Plakatkunst bis heute spürbar. Viele seiner Werke, unter anderem für die Franziskaner-Brauerei, werden noch heute nahezu unverändert verwendet. Das Bild des Mönchs, der den Reisenden am Münchner Hauptbahnhof mit einem Bier zuprostet, ist eines der bekanntesten Beispiele. Der ikonische Mönch stammt aus dem Jahr 1935 und wurde lediglich 1980 leicht verändert, um ihm ein freundlicheres Aussehen zu geben.

In leicht abgewandelter Form wird der Mönch nach diesem Entwurf von Ludwig Hohlwein bis heute durch das Münchener Franziskaner Brauerei verwendet.

Das Gesamtwerk des Wahl-Müncheners ist beeindruckend: Bereits 1924 – vor rund 100 Jahren also – umfasste sein künstlerisches Schaffen über 3.000 Werke. Sein Stil, geprägt von klaren Formen und starken Kontrasten, beeinflusste die deutsche Werbung maßgeblich. Hohlwein bleibt als einer der bedeutendsten Grafiker seiner Zeit unvergessen – ein Mann, der die Verbindung von Kunst und Werbung auf eine neue Ebene hob.

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